(Johann) Georg Gottsleben
1796-1843
Schulmeister in Helmsdorf
Johann
Georg Gottsleben
Johann Georg Gottsleben
(* 01.04.1796 in Rüstungen; † 03.11.1843 in Helmsdorf) war von 1824 bis 1842
Schullehrer in Helmsdorf.
Damals begannen die zukünftigen Lehrer ihre Ausbildung
mit einer Lehre bei einem alten Schulmeister, dem sie bald
die Berufsarbeit ganz oder teilweise abnahmen. Neben ihrer praktischen
Lehrzeit wurden die Kandidaten dann im Lehrerseminar Heiligenstadt auf ihr Amt
vorbereitet. Sie besuchten mindestens ein halbes Jahr lang allwöchentlich das
Seminar und verweilten dort ein paar Tage. Die Unterweisung des
Normallehrers erstreckte sich auf die Lehrfächer der Landschulen, auf »Lebensklugheit«,
d.h. richtiges Verhalten gegen die Obrigkeiten und die Gemeindeamtsmitglieder,
und auf Technik des Unterrichts. Befähigte
Kandidaten lernten auch etwas Geographie, Naturgeschichte, Gesundheitslehre,
Ökonomie (besonders Baumzucht) und praktische Geometrie. Nach Schluss des Kursus
fand eine Prüfung statt, über die Zeugnisse erteilt wurden. Die
Kandidaten kehrten dann aufs Land zurück und übten sich gelegentlich im
Unterrichten. Wurden Lehrerstellen frei, so meldeten sie sich bei der
Landesschulkommission, in deren Hand die Besetzung lag.
Johann
Georg Gottsleben unterrichtete
nicht nur die Helmsdorfer Kinder, sondern versah auch den Küster- und
Organistendienst, führte die Kirchenbücher und fertigte die Kirchenrechnung aus.
Für die Jahre 1800 bis 1827
erstellte
Johann Georg Gottsleben
eine Chronik von Helmsdorf, die Pfarrer Wilhelm Klingebiel im
Literaturverzeichnis seiner 1926 erschienene »Chronik von Helmsdorf« erwähnt.
Chronik von Helmsdorf
(Abgedruckt ist eine von Georg Gottsleben
verfasste Chronik über Helmsdorf
für die Zeit von 1800-1827)
Johann Georgs Vater
Nikolaus Gott[e]sleben (* 12.10.1759 in Rüstungen; † 3.1.1822 in Rüstungen) war
Raschmacher (Lanarius = Wollarbeiter, Weber. Rasch ist ein grobes Wollgewebe, spätmittelhochdeutsch nach
der französischen Stadt Arras) in Rüstungen, seine Mutter Katharina Elisabeth (* 22.11.1764
in Rüstungen) ist eine geborene Hartmann.
Nach dem Tod seiner
ersten Frau Anna Maria Aschenbach
(* 09.17.97
in Wachstedt; † 30.08.1821 in Wachstedt; ihre gemeinsame Tochter Margaretha
Elisabeth verstarb im Alter von 8 Monaten 1820 an »Brustfieber«)
heiratete Johann Georg Gottsleben im Jahre 1823
Theresia
Juliana Marx (* 01.06.1803
in Wachstedt; † 11.12.1863 in Helmsdorf).
Aus der Ehe mit Theresia Juliana gingen sieben Kinder hervor, von denen drei Mädchen früh
verstorben sind. Auch die vierte Tochter Marianne (* 10.06.1839 in Helmsdorf;
† 13.10.1867 in Helmsdorf) starb bereits mit 28 Jahren. Von den drei
Söhnen wurden Martin und
Joachim ebenfalls Lehrer,
Lorenz erlernte
das
Schneiderhandwerk und wanderte 1857 als Geselle nach Amerika aus.
Familienblatt
Georg Gottsleben
aufgeschrieben um 1930
von A. Gottsleben
Nordhausen |
Johann Georg Gottslebens
Lebensorte
r
Rüstungen
r
Helmsdorf
Helmsdorf
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Helmsdorf zählt mit zu den
ältesten Orten des Eichsfeldes. |
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Im Jahre 1162, als Graf Ernst
von Gleichen das Kloster Reifenstein gründete, schenkte er dem Kloster auch
Besitzungen in der Flur von »Helmbrechtesdorff«,
wie der Ort in der Urkunde genannt wurde. Ohne eine genaue Datierung wurde der
Ort allerdings schon in einer Urkunde vor dem Jahre 900 genannt.
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Eine Pfarrkirche wird in
Helmsdorf bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1283 erwähnt.
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Die jetzige Pfarrkirche »St.
Peter und Paul« wurde im Jahre 1708 errichtet und 1933 wesentlich umgebaut.
Sie enthält, wie viele Eichsfelder Dorfkirchen, einen barocken Hauptaltar,
Nebenaltar und Kanzel. Besonders interessant ist auch der gotische Taufstein
aus dem 14. Jahrhundert.
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St. Peter und Paul
(Fotos: Die Kirchen im
Eichsfeld) |
St.
Peter und Paul
Hochaltar |
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Nachweislich gibt es seit
1605 das Schulzenamt
in der Gemeinde Helmsdorf. |
| Einwohner im 19.
Jahrhundert: 684 im Jahre 1823, 869 im Jahre 1841 und 847 im Jahre 1854. 140
Schulkinder im Jahre 1860. |
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Das Vorhandensein einer Schule lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Die
Lehrer hatten damals nicht nur die Kinder zu unterrichten, sondern versahen
auch den Küster- und Organistendienst, führten die Kirchenbücher, fertigten
die Kirchenrechnung an und erteilten den Kindern in der Kirche auch
Christenlehre. Die Küsterwohnung, die zugleich Schulstube war, wurde im
Dreißigjährigen Krieg 1632 von den Weimarschen Truppen zerstört und erst 1654
wieder hergerichtet. In den Jahren 1826/27 wurde ein einstöckiger Neubau für
das Schul- und Küsterhaus errichtet, der westlich von der Kirche auf einer
kleinen Anhöhe in der Jakobsgasse (auch Schulgasse genannt) Nr. 7b liegt. Der Helmsdorfer Lorenz Schmidt stiftete 1804 mit
300 Reichstaler der Gemeinde eine Freischule, um von den jährlichen Zinsen das
Schulgeld, das für ein Kind damals 4 g. Gr. und 5 Silbergr. betrug, zu
bestreiten. Diese Stiftung wurde von dem Lehrer Weidemann angenommen, vom
Ortsvorstand genehmigt und am 3. Januar 1805 auf dem Amt zu Dingelstädt
unterzeichnet. Der nachfolgende Lehrer Georg Gott[e]sleben war mit
dieser Bezahlung aus Stiftungsmitteln nicht einverstanden und forderte für die
einzelnen Schulkinder wieder Schulgeld. Die Regierung setzte daraufhin am 11.
April 1826 das Schulgeld in folgender Weise fest, »daß ein Kind, welches
liest, 18 Silbergr. 9 Pf., ein Kind, welches buchstabiert, 11 Silbergr. 3 Pf.,
ein Kind, welches lautiert, 7 Silbergr. 6 Pf., in drei Quartalraten und jedes
Kind über 9 Jahre noch 2 Silbergr. 6 Pf. jährlich zu bezahlen habe«. Daneben
bezog der Lehrer noch jährlich 15 Reichst., die aus dem Stiftungskapital der
ehemaligen Freischule stammten und mit der vom Stifter auferlegten
Verpflichtung verbunden war, an den Schultagen vor dem Unterricht mit den
Kindern für ihn und alle, die auf dem Gottesacker ruhen, zu beten. Weiter
standen dem Lehrer als Küster seitens der Gemeinde noch der Nießbrauch
einer Gerechtssame am Berntrain zu, das Sprengelgeld, in natura die »Gründonnerstags-Eier« und 31 Neuscheffel und 2 9/10 Liter Schulkorn sowie die
Nutzung des Küstergehöftes mit dem Küstergarten.
Inhaber der Küster- und ersten Lehrerstelle waren bis Ende des 19.
Jahrhunderts: Hengkel, 1652 in der Kirchenrechnung genannt. Im selben Jahr kam
Michael Kohlrauß, aus Bickenriede gebürtig, als Schullehrer nach Helmsdorf.
Adam Hentrich wird 1684 als Kirchendiener oder »Kirchner« aufgeführt. 1701
wird Fritz Schmidt als »aeditus Helmsdorfensis«
(Küster von Helmsdorf), im Sterberegister namhaft gemacht. Desgleichen wird
1734 Georg Pferner als »aeditus« aufgeführt. Dessen Sohn Nikolaus Pferner war
Schullehrer zu Zella. 1774 kommt ein Joachim Weinreich mit der Benennung »Scholasticus«
(Schullehrer) vor. Von jetzt ab ist die Reihenfolge der Inhaber der Lehrer-
und Küsterstelle ununterbrochen: Georg Wilhelm Siebert 1782 bis 1800,
gestorben am 8. Juni 1800. Johann Michael Weidemann, 1800 bis 1824, wurde
anschließend nach Wachstedt versetzt. Georg Gott[e]sleben, 1824 bis 1842; nach
seinem Tode verwaltete sein Sohn Martin Gott[e]sleben die Schulstelle 2 Jahre
lang und wurde dann nach Silberhausen versetzt. Ihm folgte Christoph Fischer,
der von 1845 bis 1856 Lehrer war. Als Fischer wegen des geringen Gehaltes nach
Amerika auswanderte, übernahm Friedrich Trappe von 1856 bis 1879 die
Lehrerstelle. Trappe starb am 25. Mai 1879 in Helmsdorf. Die Lehrer von
Silberhausen und Zella versahen die Helmsdorfer Schulstelle bis zum 1. Oktober
1879. Die Schulstelle wurde nach dem 1. Oktober 1879 neu besetzt mit Georg Hentrich aus
Niederorschel. Hentrich wurde als tüchtiger Orgelspieler gerühmt und war
Lehrer bis zu seinem Tod am 16. Januar 1890. |
| Das Wappen der Gemeinde
Helmsdorf zeigt in grünem Schild eine goldene bewurzelte Linde, belegt mit
rotem Herzschild mit einem silbernen Kreuz auf einem silbernen, oben
halbrunden Stein. Dieses Ortswappen geht in heraldische Umsetzung auf ein
bereits aus dem Jahre 1879 stammendes Siegelmotiv zurück, das eine in der
Ortslage befindliche Linde mit davor stehendem Steinkreuz darstellt.
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Literatur
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Wilhelm Klingebiel:
Chronik von
Helmsdorf.
Reprint der Orig.-Ausg. Dingelstädt (Eichsfeld), Heinevetter, 1926 / mit Erg.
für die Jahre 1926 - 1958 sowie Erg. bis 1993 von August Siebert. Duderstadt :
Mecke, 1993. |
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Helmsdorf, St. Peter und
Paul. In: Die Kirchen im Eichsfeld.
Kirchen und Kunstführer. 2., bearb. u. erw. Aufl. Hrsg. vom Verein für
Eichsfeldische Heimatkunde e.V. u. vom Heimatverein Goldene Mark
(Untereichsfeld) e.V. Duderstadt: Mecke, 2011, S. 167. |
Kinder von Johann Georg
und
Theresia Juliana Gottsleben
(Johann)
Martin Gottsleben (um 1885)
* 16.12.1824
in Helmsdorf
† 30.07.1889 in Wachstedt
Schullehrer, Küster, Organist
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Joachim Gottsleben (um 1900)
* 15.12.1828
in Helmsdorf
† 12.08.1914 in Nordhausen
Hauptlehrer
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Lorenz Gottsleben (um 1890)
*
25.12.1836 in Helmsdorf
† 15.08.1913 in O'Fallon, Missouri
Schneidergeselle,
Farmer,
School teacher
und Musiker
1857
nach Amerika ausgewandert
Wohnort um 1890: St. Charles, bei St, Louis,
Missouri. In St. Genevieve, St. Genevieve, Missouri
wird 1880 bei der
Volkszählung ein Laurence Gottsleben, geb. 1838 in Sachsen, aufgeführt.
Beruf
»School teacher«, Alter 42, verheiratet mit Mary, geb. 1839 in
Missouri, ihre Eltern stammen aus
Westfalen. Im
»County History Jefferson
Center (Jefferson College Library), Hillsboro, Missouri«
finden wir in den Akten des Nachlassgerichts (»Probate«)
unter Nr. 3719
»Gottsleben, Lawerence
(Lorenz)«. Die Akten beginnen in den 1820er Jahren.
Rückseite des
obigen Fotos mit
handschriftlicher Notiz
»SB. Here is my picture. Let it be taken in St.
Charles if you like. - Large type is the best. LG.«
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Stand: Januar
2020
Klaus Gottsleben
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