Wilhelm Anton Gottsleben
1812-1867
»Idealist,
Turner und Feuergeist«
Anton Gottsleben (1812-1867) und das Hildesheim des Biedermeiers
Von Klaus Arndt
Wilhelm Anton
Gottsleben
(Foto: Stadtarchiv Hildesheim,
Bestand 951 Nr. 1414)
Vor
genau zweihundert Jahren, am 10. Juni 1812, wurde Wilhelm Anton
Gottsleben in Marienburg geboren. Seine Eltern,
Franz Joseph
Christoph Gottsleben (1777-1860) und Marie Louisa Therese, geb.
Mach(t)zum (1777-1828), hatten sechs Kinder, von den zwei bereits im
Säuglingsalter verstarben. Christoph Gottsleben war
Oekonomieverwalter und Amtsvogt, zuletzt in Moritzberg. Dort verbrachte
auch Anton Gottsleben seine Kindheit und Jugend.
Der Turner
Anton Gottsleben
besuchte das Bischöfliche Gymnasium Josephinum in Hildesheim. An dieser
Schule liegen auch die Anfänge des Turnvereins Hildesheim, die untrennbar
mit dem Namen Gottsleben und Joseph Helms verbunden sind. Bereits
1828 sind turnerische Aktivitäten des Josephinums bezeugt. Zunächst wurde
im Garten von Gottslebens Eltern am Moritzberg geturnt, dann im
Pepperworth, danach vor dem Ostertor und später am Dammtor. Fast
revolutionäre Aktivitäten, denn im Königreich Hannover, zu dem Hildesheim
gehörte, wurde die Turnerei nicht gern gesehen, in Preußen war sie sogar
verboten. Auch am Josephinum gab es immer wieder Verbote durch den
Schulleiter. Schulfach wurde Turnen erst im Jahr 1868/69.
Die ersten
Hildesheimer Turnübungen am Fuß des Moritzberges,
vermutlich im Garten von Anton Gottslebens Eltern (um 1828)
(Lithographie: Stadtarchiv
Hildesheim, Bestand 967 Nr. 183)
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Verweilen
wir noch etwas bei Gottslebens Liebe zur Turnerei. Die bis in die
1840er Jahre bestehende Turnsperre wurde beendet, das Turnen fand nicht
nur an den höheren Schulen sondern auch in der Bevölkerung breite
Zustimmung, und im Vereinsleben selbst vollzogen sich Ereignisse, die
außerordentlich bestimmend auf den weiteren Turnbetrieb einwirkten. Das
Gefühl der Zusammengehörigkeit und die damit verbundene Vaterland- und
Bruderliebe regte sich in allen deutschen Landen. Geeint wollte das
deutsche Volk allen Anfeindungen von innen und außen entgegentreten, und
Deutschlands waffenfähige Männer schlossen sich zu diesem Zwecke zu
Bürgerwehren zusammen und suchten den Körper durch Turnübungen zu
stählen. In diese Entwicklung des Hildesheimer Turnwesens griff Anton
Gottsleben 1848 entscheidend ein und gründete am 4. Mai mit
Gleichgesinnten im »Goldenen Engel« den »Männerturnverein von 1848«. Schon
nach wenigen Tagen waren dem Verein 211 Mitglieder beigetreten, und nach
einem knappen Jahr waren es schon 310 Mitglieder. Geturnt wurde zunächst
auf dem Sommerturmplatz des Josephinums. Später wurde dem Verein ein Platz
an der Steingrube zugewiesen.
Gottsleben, Vereinspräsident von 1848 bis 1853, war schon seit der
Vereinsgründung darum bemüht, eine Turngelegenheit für die Wintermonate zu
schaffen, als die Verwaltung sich bereit erklärte, die im Sommer als
Wolllager genutzte Reitbahn am Ratsbauhof während der Wintermonate als
Turnhalle nutzen zu lassen. Für seinen unermüdlichen Einsatz verlieh ihm
der »MTV v. 1848« 1863 die Ehrenmitgliedschaft, eine besondere
Auszeichnung, die ihm auch der 1861 gegründete »MTV Eintracht« zukommen
ließ.
Der Katholik
Im Sommer 1844 wurde
in Trier der so genannte »Heilige Rock«, das angebliche Gewand Christi
ausgestellt.
Diese Veranstaltung hatte auch für Hildesheim Bedeutung, führte sie doch
zur Entstehung einer religiös-politischen Bewegung, die unter dem Namen
Deutschkatholiken, manchmal auch Christkatholiken genannt, bekannt wurde.
Zwei
Gruppierungen, die »Christlichkatholisch-Apostolische Kirche« und die
»Allgemeine Christliche Kirche«, beide begründet von bereits
exkommunizierten Theologen, vereinigten sich 1845 und nannten sich
»Deutschkatholische Kirche«. Sie erklärten die Bibel zur einzigen
Glaubensgrundlage, erkannten lediglich Abendmahl und Taufe als Sakramente
an, vertraten die Gleichberechtigung der Frauen in allen Gemeindeangelegenheiten, billigten ihnen das aktive und passive Wahlrecht
zu und verwarfen den Zölibat. Sowohl das kirchliche Lehramt als auch den
päpstlichen Primat lehnten sie entschieden ab. Es konnte nicht verwundern,
dass diese Kirche, die den lutherschen Grundsätzen sehr nah war, auch
Platz für Protestanten und Juden bot.
Bereits
Anfang 1845 bildete sich in Hildesheim ein Kreis von Männern, die die
Gedanken dieser neuen Bewegung aufnahmen. Die »Deutschkatholische
Gemeinde« wurde gegründet, ein Vorstand gewählt, dessen Sprecher Anton
Gottsleben wurde.
Schon nach kurzer Zeit zählte man hundert Mitglieder. Große Sympathie
erfuhr diese neue Gemeinschaft von der »Gerstenbergschen Zeitung« und vom
Hildesheimer Rat, der als Gottesdienstraum zunächst den Rathaussaal, dann
die Kapelle des lutherischen Waisenhauses zur Verfügung stellte.
Eine
Sammlung zur finanziellen Unterstützung wurde veranstaltet, die übrigens
drei Protestanten ins Leben riefen, darunter Justizrat Lüntzel. Ein
Prediger wurde berufen, Joseph Lorenz, ein ehemaliger katholischer
Priester aus Böhmen und Freund Robert Blums (1807-1848), der allein von
der Gemeinde bezahlt werden musste.
Bischof
Jakob Josef Wandt (1780-1849) reagierte sofort. Bereits am 22. März 1845
wurden sechzig Personen aus Hildesheim und Umgebung von ihm
exkommuniziert, darunter Anton Gottsleben und sein Vater
Christoph Gottsleben. Allerdings scheiterte er mit seinen Versuchen,
gegen den Verleger Constantin Gerstenberg (1794-1877) gerichtlich
vorzugehen und es gelang ihm auch nicht, eine Beschwerde gegen den Rat
wegen Unterstützung der Deutschkatholiken bei der »Landdrostei«
durchzubringen.
Anton
Gottsleben wandte sich an die Hannoverschen Stände, die neue
Religionsgemeinschaft zuzulassen, eventuell als Sekte, denn nur
Protestanten und Katholiken hatten im Königreich Hannover gleiche
bürgerliche wie politische Rechte. Im Kabinett in Hannover wurde man
misstrauisch gegenüber einer Bewegung, die, was die Geisteshaltung anging,
in gefährliche Nähe zu Demokraten und Revolutionären eingestuft wurde. Wer
Freiheit in der Gemeinde praktiziere, mochte bald auch Freiheit in Politik
und Gesellschaft fordern.
Dennoch sprach sich König Ernst August (1771-1851,
König ab 1837) am 18. Februar 1846 für die Duldung der »Sekte« aus,
allerdings mit Auflagen. Daraufhin stieg die Mitgliederzahl auf
einhundertsechzig an.
Neben der
Überwindung der konfessionellen Spaltung lag den »Deutschkatholiken« die
Einigung der deutschen Nation am Herzen. Beide Ziele haben sie nicht
erreicht. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 hatten sie als
religiöse, nationale und sozialpolitische Oppositionsbewegung keine Chance
mehr. 1867, beim Tode Anton Gottslebens, zählte die Glaubensgruppe
in Hildesheim noch achtundzwanzig Mitglieder.
Der Jurist
Zurück zum Werdegang
Anton Gottslebens. Er besuchte erfolgreich das Josephinum. 1832
begann er sein Jurastudium an der Universität Göttingen. Am 5. September
1835 wurde ihm die Beendigung seines Studiums mit Ausfertigung des
Abgangszeugnisses bescheinigt, in dem – wie damals üblich – keine Noten
enthalten waren, sondern lediglich die von ihm besuchten Veranstaltungen
angegeben wurden. Hinsichtlich seines Betragens waren zwei Bemerkungen
handschriftlich angefügt. Im Wintersemester 1833/34 erhielt er zwei Rügen
und drei Tage strengen Karzer, weil er auf der Straße Unfug getrieben habe
und sich gegenüber einem Pedell zu ungebührlichen Äußerungen habe
hinreißen lassen. Von dem Verdacht der Teilnahme an einer unerlaubten
Verbindungsversammlung wurde er freigesprochen. Am 23. Dezember 1836
teilte das Ministerium in Hannover mit: »Wir haben uns bewogen gefunden,
den Candidaten der Advocatur Anton Gottsleben zu Moritzberg zu seiner
weiteren practischen Ausbildung als Auditor beim Amte Hildesheim
anzustellen«. Dass man dem »Auszubildenden« Anton Gottsleben »auf
die Finger schaute«, ging aus einem Schreiben der »Königlichen
Landdrosterei« vom 29. Juni 1840 hervor, in dem man darum bat,
»vertraulich über den Fleiß, das Betragen und insbesondere über die
politischen Gesinnungen des Amtsauditors Gottsleben an uns zu berichten«.
Ob zu
dieser Nachfrage Anlass bestand, ließ sich nicht mehr feststellen.
Anton Gottsleben schloss seine Ausbildung erfolgreich ab. 1844 wurde
er im Adressbuch unter der Adresse Hoheweg 436 als Advocat geführt. Die
Neufassung der Städteordnung führte zu der seit langem geforderten
Trennung von Verwaltung und Justiz. Die Justizkanzlei wurde Obergericht
und unterstand nun der staatlichen Aufsicht. Das ehemalige Stadtgericht
wurde zum Amtsgericht und dem neuen Obergericht untergeordnet. Anton
Gottsleben wurde hier als Anwalt zugelassen und trug spätestens ab
1853 den Titel »Obergerichtsanwalt«.
Anton
Gottsleben war unverheiratet und zog häufig um. Nachdem er 1844 im
Hoheweg 436 gewohnt hatte, finden wir ihn 1847 Hinter dem Heiligen Kreuz
474, 1849 in der Altpetristraße 403, 1852 in der Jacobistraße 121, 1857 in
der Kurzen Burgstraße 1475, dort mit seinem Vater und seiner Schwester,
dem Fräulein Minne Gottsleben. Ab 1858 ist der neue Wohnort der
Familie die Lange Burgstraße 1455. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1860
und dem Auszug seiner Schwester wohnte der Obergerichtsanwalt Anton
Gottsleben ab 1864 im Langenhagen 1658, genau in der Gegend, wo die
Cholera im Jahre 1867 dann am schlimmsten wütete.
Der Politiker
Das politische Leben
Anton Gottslebens begann mit seiner »Turnerei«, die im Königreich
Hannover nicht gern gesehen war. Man kann von einem ersten Ausbruch aus
bestehenden Vorstellungen sprechen. Auch die Gründung und aktive Mitarbeit
in der Gemeinschaft der Deutschkatholiken war ein eminent politischer Akt,
denn die übergeordneten Ziele dieser Gruppierung entsprachen weder den
Vorstellungen der katholischen Kirche noch den Wünschen der Regierung.
Anton
Gottslebens öffentlich wirksames politisches Auftreten ist erst seit
der Revolution von 1848
und den damit unter anderem verbundenen Unruhen in Hildesheim
feststellbar.
Der Advokat Friedrich Weinhagen (1804-1877), der »Oberführer« der
Hildesheimer Bürgerwehr, vertrat rigoros die Forderungen der 48er und
darüber hinaus auch weiter gehende Forderungen gegenüber der Hannoverschen
Regierung im Hinblick auf Veränderungen innerhalb der Städteordnung.
Fühlte sich doch die Stadt Hildesheim, die »Stadt der 15 000 Bettler« von
der immer mächtiger werdenden Residenzstadt Hannover und dem König ständig
zurückgesetzt. Es kam in Hildesheim zu gewalttätigen Auseinandersetzungen,
die mit der »erzwungenen« Absetzung von Bürgermeister Carl Christoph
Lüntzel (1779-1854, Bürgermeister von 1843-1848) und Syndikus Traumann
sowie der Festsetzung des »Landdrosten« ihre Höhepunkte fanden. Es würde
allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen, hier Gottslebens
politische Aktivitäten in den folgenden zwanzig Jahren näher vorzustellen.
Friedrich
Weinhagen spricht 1848 zu den Hildesheimern
(Abb.: Stadtarchiv Hildesheim,
Bestand 951 Nr. 1282)
|
Tod und Würdigungen
Trauer und
Bestürzung herrschen in ganz Hildesheim, als am 18. September 1867 die
Todesanzeige des Obergerichtsanwalts Anton Gottsleben erschien. Er
gehörte zu den ersten Einwohnern der Stadt, die der Choleraepidemie mit
mehr als zweihundert Toten zum Opfer fielen. Er wurde, wie bei einer
solchen gefährlichen Seuche üblich, in aller Stille schleunigst beerdigt.
Trauergäste waren verboten. Bereits am selben Tag erschien in der
»Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« ein ausführlicher Nachruf, der begann:
»Unsere Stadt betrauert einen ihrer besten Bürger, Hannover einen seiner
bewährtesten Kämpfer für die Freiheit und den Fortschritt, das Vaterland einen
edlen Patrioten: der Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben ist gestern, gegen
6 Uhr Abends, nach einer Krankheit von einigen Stunden an der Cholera
gestorben. Wen die Götter lieb haben, der stirbt jung.« Er, im besten
Mannesalter von 55 Jahren, sei in der Tat jung gestorben, denn er habe
seinen jugendlichen Idealismus durch die Jahrzehnte hindurch bewahrt,
unbekümmert um den Erfolg, unbekümmert um sich selbst. Er habe an seinen
Grundsätzen und Idealen unbeirrt festgehalten.
»Nachruf an
A. Gottsleben« in der
Hildesheimer Allgemeine
Zeitung
1867, Nr. 227
(27. September) |
Todesanzeige
in der
Hildesheimer Allgemeinen Zeitung
1867, Nr. 219
(18. September) |
»Nachhall an
Gottsleben«
in der Hildesheimer
Allgemeine Zeitung
1867, Nr. 233
(4. Oktober) |
»Wie er in diesem
Sinne gelebt, weiß fast jedes Kind seiner Vaterstadt, die wenig so
populäre und allseits verehrte Bürger hatte als Gottsleben. In seinem
Beruf als Anwalt wie in seiner vieljährigen Stellung als Mitglied der
städtischen Vertretung. Als Förderer jedes gemeinnützigen, jedes
nationalen Unternehmens, wie als Abgeordneter zur hannoverschen Zweiten
Kammer« sowie auch auf religiösem Gebiet habe er unerschrocken die letzten
Konsequenzen seiner Überzeugungen verfolgt, auch gegen die Wut und den
Spott anderer. Sein Leben sei unentwegt den Prinzipien des Liberalismus
gewidmet gewesen. Mit großem Jubel habe er den Sieg der deutschen Waffen
und die Grundsteinlegung zum Staate deutscher Nation begrüßt. Er habe den
Kampf wider das im vorigen Jahr durch die Niederlage der hannoverschen
Truppen im Preußisch-österreichischen Krieg am 29. Juni 1866 vernichtete
hannoversche Regierungssystem in
Stadt und Umgebung maßgeblich mit beeinflusst. Grundlage für Anton
Gottslebens politisches Wirken seien die Prinzipien der Burschenschaft
gewesen,
die Einheit des deutschen Volkes, Selbstbestimmung und der Ruf nach Ehre,
Freiheit, Vaterland. Der Nachruf schloss mit dem Versprechen, »sobald es thunlich sein wird«, allen die Gottsleben geliebt und verehrt
hätten, zu einer würdigen Gedenkfeier einzuladen.
Am 14.
Februar 1868 erschien in der »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« dann mit
der Überschrift »Gottsleben-Denkmal« eine Anzeige, in der um Spenden, hier
»Liebesgaben« genannt, gebeten wurde »für die Erfüllung des Wunsches,
seine letzte Ruhestätte mit einem würdigen Denkmal zu zieren«. Unter den
Unterzeichnern waren neben anderen die Namen Hachmeister, Götting, Senator Hermann Roemer
(1816-1894) sowie Stegmann und Zenker, die Präsidenten der beiden
Männerturnvereine zu finden.
Die beiden Schwestern Anton Gottslebens
erhielten am 17. September 1868
eine Kopie der von seinem Turnbruder und späteren Professor
Friedrich Küsthardt (1830-1900) geschaffenen Büste, die am folgenden Tag auf dem
Marienfriedhof feierlich enthüllt wurde. Überaus zahlreich war die
Beteiligung der Hildesheimer Bevölkerung bei dem Marsch zum Friedhof, wo
Gesangsvereine die Feier verschönten. Auch von außerhalb war die
Beteiligung der Turnerdeputationen, die Kränze niederlegten, eine sehr
stattliche. Auf der Schleife der Bückeburger Turner konnte man lesen »Dem
Bravsten der Braven«. Für das Andenken Gottslebens sorgten später
in erster Linie die Turnvereine »MTV v. 1848« und »Eintracht«, deren
Vertreter jahrzehntelang an seinem Todestag Kränze am Grabmahl
niederlegten.
»Hier ruht /
Anton Gottsleben / unermüdlicher Kämpfer für / Wahrheit und Recht /
geboren am 10ten Juni 1812 / gestorben am 17ten Sept. 1867«. Das stark verwitterte, drei
Meter hohe Denkmal aus behauenem Sandstein liegt heute auf dem
Bauhof, die vermutlich aus Bronze modellierte Büste von Friedrich Küsthardt
ist verschwunden.
(Foto: Sabine Brand) |
Anton Gottsleben
Büste von Friedrich Küsthardt
(Foto: Festschrift 100 Jahre MTV, 1948)
Gottslebens
Denkmal mit Büste
(Marienfriedhof, 1938)
(Foto: Schrader, HAZ Mai 1938) |
Eine
besondere Erinnerung erfolgte anlässlich des 90jährigen
Jubiläums des »MTV v. 1848«, als in der »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung«
am 3. Mai 1938 unter der Überschrift »Wer war Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben?« ein ausführlicher Artikel zu Leben und Wirken dieses Mannes
erschien. Mit Gottsleben habe die Stadt Hildesheim »seinen
temperamentvollsten, mit einem sonoren weithin schallenden Organ
begnadeten Redner verloren«, der 1848 mit Friedrich Weinhagen an der
Spitze der Freiheitsbewegung gestanden habe, und »als 1864 in ganz
Deutschland wegen Schleswig-Holstein die Begeisterung ihre hohen Wellen
schlug, steht Gottsleben wieder in der vordersten Reihe und wirbt
tatkräftig für die gute Sache, und als dann das Jahr 1866 angebrochen war,
gehörte er neben Roemer und Boysen zu den ›Drei G‹, Gerstenberg, Götting
und Gottsleben, die«, so schloss der Artikel über die vergessenen
politischen Aktivitäten, »wenn es ›schief‹gegangen wäre, den Hildesheimer
Staub von ihren Pantoffeln hätten schütteln müssen«.
Obwohl es mit den politischen
Ereignissen nicht schief gegangen war: für Anton Gottsleben trifft diese
Aussage jedoch in einem anderen Sinne zu. Er wurde in Hildesheim
vergessen.
Quellen
|
Anton
Gottsleben. Ein würdiges Denkmal für den »Feuergeist«.
In: Moritz vom Berge,
Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 223 (2012), Januar [Internet-Ausgabe]. |
|
Anton Gottsleben
† [Nachruf]. In:
Hildesheimer Allgemeine Zeitung 1867, Nr. 219 (18. September). |
|
Anton
Gottsleben. In:
Hildesheim-Lexikon. |
|
Arndt, Klaus:
Friedrich Weinhagen und die Hildesheimer Unruhen von 1848. In: Alt-Hildesheim.
Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 47 (1976),
S. 19-29. |
|
Bauer, Karl:
Geschichte von Hildesheim von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hildesheim:
Gude, 1892. |
|
Bertram, Adolf:
Geschichte des Bisthums Hildesheim. Bd. 1-3. Hildesheim: Lax, 1899-1925. |
|
Ein Feuergeist, Teil 1
(Denkmal neu entdeckt) u. Teil 2 (Anton Gottsleben). In: Moritz vom Berge,
Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 210 (2010), November, S. 4-5 u.
Nr. 211 (2010/2011), Dezember/Januar, S. 8-9. |
|
Festschrift zum
150-jährigen Bestehen des MTV v. 1848. Festschrift des Vereins. Hildesheim,
1998. |
|
Gebauer, Johannes
Heinrich: Geschichte
der Stadt Hildesheim. Verf. im
Auftrage des Magistrats von J. Gebauer. Mit
Einschalttafeln auf Kunstdruckpapier, einem Stadtplan und künstlerischem
Buchschmuck von Hermann Maier.
Bd. 1-2. Hildesheim: Lax,
1921-1924. |
|
Gerlach, Bernhard
u. Hermann Seeland: Geschichte des
Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim. Von der Aufhebung der
Gesellschaft Jesu im Jahre 1773 bis zur Zerstörung der Anstaltsgebäude
des Josephinums 1945. Bd. 1-2. Hildesheim:
Lax, 1950-1952. |
|
Gottsleben-Grabmal am würdigen Platz.
In: Moritz vom Berge,
Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 249 (2014), Juni [Internet-Ausgabe]. |
|
Hundert Jahre Schüler-Turnverein Saxonia am Bischöflichen Gymnasium Josephinum
und Realgymnasium zu Hildesheim. 1833/1933. Hildesheim: Kornacker, [1933]. |
|
Kloppenburg, Heinrich: Die
Geschichte des Moritzstifts und der Gemeinde Moritzberg. Hildesheim, 1933.
[Maschinenschriftlich].
[Kloppenburg (1863-1952) war
Mittelschul-Lehrer und zeitweise Kreisheimatpfleger im Hildesheimer Raum. Er
hat u. a. die Moritzberger Geschichte maschinenschriftlich auf 1404
Din-A-4-Seiten zusammengestellt - alles was er damals an Dokumenten finden
konnte, zusammengefasst und zum Teil auch die Originalakten abgetippt. Das
Original seines maschinenschriftlichen Werkes liegt im Stadtarchiv Hildesheim.
Drei gebundene Exemplare der Durchschriften können im Stadtarchiv Hildesheim,
im Bistumsarchiv Hildesheim und im Hauptstaatsarchiv Hannover eingesehen
werden. Hinweis von Sabine Brand, Hildesheim.] |
|
Matern, Norbert:
Politische Wahlen in Hildesheim 1848 bis 1867. Bonn:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, 1959.
Bonn, Univ., Diss., 1958,
S. 72, 122 u. 175. [Schon in einer Vorversammlung der Wahlmänner am 15. Januar
beschloss man, den Obergerichtsanwalt Gottsleben, der wohl Weinhagens Stelle
übernommen hatte, zum Abgeordneten, jenen selbst aber zum Ersatzmann zu
wählen. Gottsleben übernahm 1863 die Leitung des Hildesheimer »Schleswig-Holstein-Commitees«.
Im Cholerajahr 1867 wurde er mit 208 Einwohnern ein Opfer dieser tückischen
Krankheit.] |
|
Oppermann, Heinrich
Albert: Zur Geschichte des Königreichs Hannover von 1832 bis 1860. Bd. 1, 1832-1848; Bd. 2, 1848-1860. Leipzig: Wigand, 1860-1862. |
|
Rickhey, Fritz:
Bedeutende Persönlichkeiten aus dem Hildesheimer Land. In: Allgemeiner Heimatkalender
für Stadt und Land. Hildesheim, 185 (1954). |
|
Röhrig, Anna Eunike: Die
Deutschkatholiken in Hildesheim.
Ein vergessenes Kapitel Geschichte. In: Hildesheimer
Heimat-Kalender 2001 (2000), S. 80-82. |
|
Schulze, Otto: Die
Entwicklung der Leibesübungen in Hildesheim. In: Alt-Hildesheim.
Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 15
(1936), S. 11-17. |
|
Zum 90jährigen Jubiläum des
MTV 1848: Wer war Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben? In: Hildesheimer
Allgemeine Zeitung / Gerstenbergsche Zeitung 1938, Nr. 182 (3. Mai), S. 5. |