Der um 1500 geborene Großvater Jost Hoen studierte noch zu Lebzeiten
Luthers ab 1530 in Wittenberg. Hier erlangte er den akademischen Grad eines
Magisters artium. Nach seinem Studium wirkte er seit dem 25. Juli
1535 als Oberschulmeister zusammen mit dem Unterschulmeister Magister Anton
Stöver an der Dillenburger Lateinschule, die er im Sinne der
lutherischen Reformation umgestaltete. Am 27. Dezember 1538 ernannte
Graf
Wilhelm der Reiche von Nassau-Dillenburg Jost Hoen zum Pädagogen seiner »jungen
kinder« und zum Diener (Beamten) bei Hof auf Lebenszeit. Wer hätte damals
geahnt, dass der bisher bescheiden die Kinder angesehener Dillenburger
Bürger und Beamten zu künftigen Stützen des kleinen Landes heranbildende
Mann durch diese Berufung zu einer Persönlichkeit werden sollte. Erster
gräflicher Schüler war kein Geringerer als der spätere
Prinz Wilhelm von
Oranien, der Befreier der Niederlande. Als Erziehereines
der hervorragendsten Repräsentanten europäischer Geschichte wurde der
sonst wohl kaum bekannter gewordene Schulmeister Jost Hoen im erweiterten
Sinne selbst zu einer geschichtlichen Persönlichkeit.
Wie hoch Graf Wilhelm
der Reiche die Fähigkeiten des Hauslehrers seiner
und der Gräfin Juliana, geborene
Gräfin von Stolberg (1506-1580),
zahlreichen Kinderschar einschätzte, zeigt die Jahresbesoldung von 100
Gulden Frankfurter Währung, die volle Verpflegung aus der gräflichen
Küche und die jährliche Ausstattung mit einer Sommer- und
Winterbekleidung. Da Jost Hoen bei seiner Berufung zum Erzieher der
gräflichen Kinder bereits seit 1538 mit der Kammerfrau
Margarethe Welcker, Tochter
des Diezer Schultheißen Theis Welcker, verheiratet war (vgl. Dillenburger
Bürgermeisterrechnungen 1538), wurde er von der nächtlichen
Beaufsichtigung seiner Schüler, wie es sonst Brauch war, befreit und ihm
gestattet die Nächte »im thall«,
also in der Stadt Dillenburg zu verbringen. Mit seiner Bestallung
verpflichtete sich Jost Hoen, die jungen Grafenkinder in der lateinischen
und in anderen Sprachen, »so
gepreuchlich sein«, d.h. im Italienischen und Französischen, zu »gottesforcht,
freyen kunsten, guter lare, sitten und tugenden« zu erziehen und ihnen
dabei selbst mit einem guten Beispiel voranzugehen.
Auch wurde er von der Verpflichtung befreit, als Mentor seine
Zöglinge später zu begleiten, wenn sie auf fremden Universitäten
studieren oder auf ihren Kavalierreisen auswärtige Fürstenhöfe besuchen
sollten. Nach Beendigung seines Erziehungsauftrages sollte er in der
gräflichen Kanzlei (»schreiberey«)
als Registrator und bei sonstigen Schreibarbeiten weiter beschäftigt
werden. Gleichzeitig wurde ihm die Aufsicht über die in der Stadt
befindlichen Lateinschule übertragen.
Ab 1556 war Jost Hoen dann gräflicher Sekretär, ab 1564 gräflicher
Rat und Hofmeister und ab 1566 erster Leiter des Konsortiums der Grafschaft
Nassau-Dillenburg. 1569 erfolgte seine Ernennung zum Kanzleirat. Am 23.
März 1559 verlieh ihm der Kaiser von Augsburg aus ein adliges Wappen, das
seinem Enkel Dr. jur. Philipp Heinrich Hoen 1636 erneuert wurde (Fürstlich
Wiedsches Archiv zu Neuwied, Urkundenregister und Akteninventar. Neuwied,
1911, S. 148, Nr. 1134). Jost Hoen starb am 6. Juni 1569 in Dillenburg.
Seine Familie, aus der mehrere ebenso gelehrte wie getreue Staatsdiener
entsprossen, hat sich über zwei Jahrhunderte in der Nassau erhalten.
Aus der 1538 mit Margarethe Welcker geschlossenen Ehe gingen, soweit
bekannt, drei Söhne a) Wilhelm, b) Anton und c) Johannes sowie eine Tochter d) Anna
hervor, die 1573 den aus Siegen stammenden Pfarrer zu Tannenrode in
Thüringen, Johann Frentz (Frensius), heiratete.
Hoens um 1539, 1540 und
1541 geborenen Söhne studierten nach dem Besuch der Dillenburger
Lateinschule in Wittenberg, wo sie am 4. Mai 1558 neben
dem Junggrafen Adolf von Nassau-Dillenburg in der Matrikel als »filii Justi
Hoenonii Secretarii generosi comitis Guilelmi a Nassaw« erscheinen.
Während ihres Studiums werden sie
den damals 61-Jährigen Melanchthon noch erlebt haben.
Wilhelm Hoen, der älteste um 1539 geborene Sohn, kehrte nach Beendigung seines
Studiums an der Universität Wittenberg in seine Heimatstadt zurück. An der Dillenburger Lateinschule
wirkte er ab Ostern 1562 als Unterschulmeister mit 52 Gulden
Jahresbesoldung. Oberschulmeister war damals Magister Johannes Pistorius von
Biedenkopf, genannt Johannes Bidencap. Am 25. August 1566 verlegte Wilhelm Hoen
sein
Tätigkeitsfeld nach Siegen, wo er die Stelle eines Landschreibers
übernahm. In dieser ist er noch für die Jahre 1577 und 1579 bezeugt. Dann ging er, wohl auf Veranlassung seines Schwiegervaters, des seitherigen
Herborner Stadtschreibers Jost Behr, mit dessen Tochter Güta (Güthe,
Gütgin) er sich 1569 in Dillenburg (Dillenburger Bürgermeisterrechnungen
1569/70) verheiratet hatte, 1582 nach Herborn, um an dessen
Stelle zu treten. Wilhelm Hoen starb am 7. November 1602. Als Nachfolger in der Stellung eines Herborner Stadtschreibers erscheint dann
unterm 23. Juni 1603 Wilhelm Hoens um 1576 geborene Sohn, Andreas Jakob. Mit diesem Zweig der
Familie Hoen begann jene Reihe tüchtiger Herborner Stadtschreiber, deren
Nachkommen noch lange in den verschiedenen Dienststellen bezeugt sind.
A)
Kinder:
Von
Wilhelm Hoens Kindern kennen wir den um 1576 geborenen Andreas Jakob, die um 1570/71
geborene Anna Maria und ihre um 1589 geborene Schwester Catharina. 1) Anna
Maria heiratete am 14. September 1589 (vgl. Traubuch Herborn) den Herborner
Magister Johannes Gottslebius und 2) Catharina den nach 1632 verstorbenen
Pfarrer in Kölschhausen/Kreis Wetzlar Johannes Geysius.
Aus Catharinas Ehe stammen Anna Maria, die Frau des Herborner Bürgers Walter Lott, und der
spätere Herborner Diakon Johann Heinrich Geysius. Catharina Geysius,
geborene Hoen, wurde - wohl nach 1635 - die zweite Frau des Heimbergers
Johannes Pulver in Sinn und starb am 14. April 1675 im Alter von 86 Jahren (Totenbuch
Herborn u. Steubing, Topographie der Stadt Herborn, S. 188). 3)
Andreas Jakob
Hoen besuchte das Herborner Pädagogium und
anschließend von 1594 bis 1599 die damals von Herborn nach Siegen verlagerte Hohe Schule
Johannea. Als Siegen von einer länger andauernden Pest überzogen und der
Lehrbetrieb der Hohen Schule ganz eingestellt wurde, reiste er mit seinen
Vettern Anton (II.) und Philipp Heinrich Hoen 1597 nach Jena und immatrikulierte
sich an der dortigen Universität. In Speyer wurde er zum kaiserlichen Notar
ernannt und heiratete am 4. Dezember 1600 Margarethe Stöver, Tochter des
Hilchenbacher und Ferndorfer Pfarrers Johann Georg Stöver. Nach dem Tod
seines Vaters übernahm Andreas Jakob am 23. Juni 1603 dessen Stelle als
Herborner Stadtschreiber, die er selbst bis zu seinem Lebensende am 4. Juli
1652 versah. Zum Angedenken setzte Andreas Jakob seinen Eltern Wilhelm und Güta Hoen eine gusseiserne Grabplatte, die noch heute an der
Innenseite der Mauer des alten Friedhofs in Herborn - in der Nähe des
Leonhardsturms - erhalten ist.
B) Enkelkinder: 1) Familie Johannes und Anna Maria Gottsleben: Matthias,
Johann Bernhard,
Andreas Jacobus, Margarete, verheiratete Rücker, Jodocus Wilhelm, Magdalena, Anna-Christina
und Clara. 2) Familie Johannes und
Catharina Geysius: Anna Maria,
verheiratete Lott, und Johann Heinrich. 3) Familie Andreas Jacob und
Margarethe Hoen: Katharina heiratete
um 1625 den gräflichen Rat und Sekretär Hinrich (II.) Moller (vom Hirsch),
Magdalena war verheiratet
mit dem Herborner Arzt und Mathematiker Albert Friedrich Cnopsius [?], weitere Kinder [?].
Der um 1540/41 geborene Anton Hoen
trat nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Wittenberg als Landschreiber der
Grafschaft Diez 1566 in den Dienst des Hauses Nassau-Dillenburg. Während
seines Studiums wurde Anton - wie so manche seiner Zeitgenossen -
durch den Tod des Praeceptor Germaniae Philipp Melanchthon zu Dichtungen
angeregt. Drei seiner großen und kunstvollen Gedichte, die 1560 und 1561
entstanden sind, wurden an ehrenvoller Stelle publiziert (vgl. Heinz Scheible, Anton Hoens Gedicht auf Melanchthon). Antons humanistische Bildung
befähigte ihn zur Abfassung umfangreicher Dichtungen, in denen er nicht nur
seine sprachliche Gewandtheit sondern auch eine saubere Gedankenführung
unter Beweis stellte. Literarische Übungen gehörten damals zur Ausbildung
jedes Studenten, wenn auch die wenigsten das für eine Drucklegung
erforderliche Niveau erreichten. Der spätere Beruf bot dann meist für
solche zeitraubenden Spiele keine Muße mehr. Obwohl Anton Hoen kein
eigentlicher Dichter mit unverwechselbarer Individualität ist, lernen wir
ihn mit seinen Gedichten als exemplarischen Vertreter einer hochgebildeten
Beamtenschicht aus der Zeit des Späthumanismus kennen.
Anton Hoen stieg im
Laufe der Zeit unter Graf Johann VI. zu einer bedeutenden Persönlichkeit
der Grafschaft Diez auf. Schon bald nach seiner Ernennung zum Landschreiber
wurde ihm neben der Kellerei des Klosters Dierstein auch die Führung der
Kellereigeschäfte zu Nassau, Kirberg und Camberg übertragen, die er
teilweise bis zu seinem Tode versehen hat. Schon 1567 erscheint er als
Befehlshaber und Amtsverweser der Grafschaft Diez, zu der damals außer dem
nassau-katzenelnbogischen Anteil am Vierherrischen auch Hadamar und Ellar
gehörten. Als Keller finden wir ihn für Nassau von 1574 an und für
Kirberg und Camberg 1585 bezeugt, während er für Hadamar und Ellar 1582
bis 1587 als Amtmann erwähnt wird. Anton Hoen verstarb kurz vor dem 7.
August 1587.
Verheiratet war Anton Hoen mit Anna Camberger, der Tochter des nassauischen Rats Andreas Camberger. Anna Hoen heiratete am 14. November
1592 den Amtsnachfolger ihres verstorbenen Mannes, den Dr. jur. utr.
Alexander Sohn.
A)
Kinder:
Aus der Ehe Anton Hoens mit Anna Camberger sind uns drei
Söhne bekannt geworden, die sämtlich in landesherrliche Dienste getreten
sind. 1) Johann übernahm die Kellereien in Kirberg und Camberg, 2) Anton
der Jüngere (II.) wurde Keller über die ehemaligen Diersteiner Klostergüter
und 3)Philipp Heinrich der hervorragende Staatsmann des Hauses
Nassau-Katzenelnbogen: Philipp Heinrich Hoen hat nicht nur
als bedeutender Jurist durch viel verbreitete Werke von Herborn aus gewirkt,
er ist vielmehr der führende Rat und Staatsmann Nassau-Dillenburgs fast 40
Jahre lang gewesen, weit bekannt und hoch geehrt, am Grafenhof in Dillenburg
so gut wie am Kaiserhof in Wien. Philipp Heinrich war in erster Ehe mit
einer Tochter Anna (Enchen) des nassau-dillenburgischen Rates Erasmus Stöver verheiratet.
Von seinem Schwiegervater hatte er zu Dillenburg ein mit »Burgfreiheit« versehenes Haus
»uff der Hütten nechst dem Stiefel gelegen« geerbt, das er mit seiner Familie bewohnte und von
dessen Grundstück er und seine Frau 1622 einen Teil an den Dillenburger
Gerichtsschöffen und Gastwirt der »Herberge zum Stiefel« Eoban
Kempfer und dessen Frau Margarete verkauften. Hoens Frau Anna starb am 2. Mai
1635 auf dem Schloss zu Dillenburg und wurde am 7. Mai in der Dillenburger
Stadtkirche zu Grabe getragen. 1636 trat Rat Hoen in eine zweite Ehe
mit Elisabeth von Se(e)lbach-Zeppenfeld (gest. 1648) ein. Sonstige Nachrichten über Hoens
Privatleben fehlen fast völlig. Nur eine hat sich noch erhalten. Sie wirft
ein bezeichnendes Licht auf die Verwirrungen der damaligen Zeit, in der,
begünstigt durch Krieg und Pest, der Hexenwahn wieder aufflammte. Dass er
auch im Dillenburger Land seine Opfer forderte, wobei es sogar zu einem
persönlichen Angriff auf einen so verdienten und hochangesehenen Mann wie
Philip Heinrich von Hoen kommen sollte, besagt eine Nachricht, dass in einem
Prozess 1632 eine schlecht beleumdete Frauensperson aus Eibach angegeben
habe »der Rat Hoen selbst sei mit bei
dem Hexentanz gewesen, denn er sei ein Hexenmeister und habe sich nicht nur
betrunken, sondern auch sonst ungezogen betragen«. Diese handgreifliche
Verleumdung des höchsten Beamten der gräflichen Residenz Dillenburg
dürfte wenigstens dort den im Lande tätigen Hexenrichtern zu denken
gegeben und zur baldigen Einstellung der Hexenverfolgungen im Dillenburger
Gebiet geführt haben.
B)
Enkelkinder:
Aus der Ehe Philipp Heinrichs mit Anna Stöver gehen drei Söhne
und neun Töchter hervor, von denen einige anscheinend früh gestorben sind.
Auch zwei der Söhne starben noch vor ihren Eltern.
1)
Erasmus, der
älteste der drei, besuchte bis Ende Oktober 1614 die Dillenburger
Lateinschule, wechselte am 4. November 1614 in die 5. Klasse des Herborner
Pädagogiums und studierte 1623 Rechtswissenschaft an der dortigen Hohen
Schule. Später ging er zum Militär und nahm in den Niederlanden,
anschließend im Heer des Dänenkönigs Christian IV. an den Kämpfen der
damaligen Zeit teil. Er trat 1631 in venezianische Dienste, in denen er
jedoch noch im gleichen Jahr bei der Überfahrt nach Venedig in dem »Kantabrischen
Meer« ertrank. In der Herborner Matrikel finden wir bei Erasmus Hoen
den folgenden Zusatz: »postea miles in Belgio, item sub rege Daniae,
tandem inter alios lectus a Venetianis in urbe Amstedolamiensi; quorum signa
e Batavia secutus naufragio in Oceano Contabrico submersus anno 1631 obiit«. 2)
Philipp Heinrich
der Jüngere (II.) ging am 25. April 1623 von der
Dillenburger Lateinschule ab in die 3. Klasse des Herborner Pädagogiums und
studierte ab 1626 an der Hohen Schule gleichfalls Rechtswissenschaft. Auch
er wandte sich dem Kriegshandwerk zu, tat, wie sein Bruder, zunächst Dienst
in den Niederlanden und trat anschließend in ein von seinem Landesherrn,
dem Grafen Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg, aufgestelltes und in
schwedische Dienste überführtes Regiment ein, in dessen Reihen er als
Fähnrich (Signifer) am 5. Februar 1634 während der Belagerung von Ruffach
im Elsass den Soldatentod fand. Die Herborner Matrikel vermerkt hierzu: »postea miles in
Belgio, tandem signifer sub generoso nostro comite
domino Ludovico=Henrico in Nassau in exercitu regiae maiestatis Sueciae; in
oppugnatione Ruffaci Alsatiorum oppidi anno 1634 nonis Febr. occubuit«. 3) Anton (III.), der jüngste der Brüder, besuchte bis 1640 die Dillenburger
Lateinschule und studierte ab 20. April 1640 in Herborn. Ab April 1641 steht er, wie seine Brüder, als Soldat im Heer der Niederlande und nimmt an
der Belagerung von Gennep teil. Später setzt er seine Studien in Herborn,
darauf in Franeker fort.
Von den fünf verbliebenen Töchtern Philipp Heinrich Hoens heirateten 4)Anna Kunigunde Jacobe am 12. Mai 1640 den verwitweten kaiserlichen
Notar und Dillenburger Stadtschreiber Philipp Heinrich Manger,
5) Erika Anna Amaliaam 3. Januar
1655 den aus Hungen stammenden Professor der Philosophie an der Hohen Schule
zu Herborn Johann Philipp Schmidt, 6)Katharina
1634 den aus Niederwesel bei Kleve stammenden Hofprediger
Hermann Vigelius und
7) Magdalena am 16. November 1630 den 1606 in
Herborn geborenen Professor der Medizin und Leibarzt der Grafen von Nassau
Albert Friedrich Cnopius (Knopp).
Über den dritten Sohn des Magisters
Jost Hoen, JohannesHoen, liegen nach seinem
Studium in Wittenberg, das er ab 3. Juni 1568 in Marburg fortsetzte, keine weiteren
Überlieferungen vor.
Familie Behr
Anna Maria Gottslebens
Großvater mütterlicherseits ist Jost Behr
(Jodocus Ursinus, Jodocus Schonbach), ein Sohn des Herborner Bürger und
Schöffen Jacob Behr (Jacob von Schonbach; * um 1500
in Schönbach, † vor 1532) und seiner Frau
Anna Sengeleups.
Ein Heinrich Sengeleups war 1489 Bürgermeister in Herborn. Jost Behrs Brüder sind der Ferndorfer Pfarrer Jacob Behr, der spätere
Herborner Schöffe Asmus (Erasmus) Behr und wahrscheinlich der Dillenburger
Bürger Johannes Behr.
Jost Behr stammte also nicht selbst aus Schönbach,
sondern dies war der Beiname seines Vaters, der schon vor 1532 gestorben
sein muss. Jost Behr hatte seit 1533 in Marburg studiert, war als Inhaber
des Tillmann Gans'schen Stipendiums schon Baccalaureus, wurde aber auf der
damals noch katholischen Erfurter Universität als Lutheraner nicht
zugelassen, obwohl sich der Graf von Nassau und der Kurfürst von Sachsen
mehrfach für ihn einsetzten. 1538 wurde er Unterschulmeister an der
Dillenburger Lateinschule, war 1540 bis 1542 neben Jost Hoen (Anna Maria
Gottslebens Großvater väterlicherseits) Erzieher der gräflichen Kinder
und wurde dann Küchenschreiber auf dem Dillenburger Schloss bis 1547. Von
1548 bis 1564 war er Stadtschreiber in Herborn und starb wohl wenige Jahre
später (das Sterbedatum 22. Juli 1567 scheint nicht erwiesen zu sein). Er
heiratete zwischen Ostern 1547 und 1548 eine Barbara ... In einer
Klageschrift vom 12. Dezember 1589 erwähnt Wilhelm Hoen, dass sein
Schwiegervater Jost Behr vor 44 Jahren (also 1545) noch »ein lediger
Gesell« gewesen sei.
Heck, Hermann:
Die nassauische Beamtenfamilie Hoen. Drei Generationen im Dienste des Hauses
Nassau-Dillenburg. In: Nassauische Annalen 78 (1967), S. 93-105.
Heiler, Carl: Von der Frühzeit der Reformation am Hofe und in der Grafschaft
Wilhelms des Reichen, Grafen von Nassau-Dillenburg. Ein Beitrag zur
nassauischen Kirchengeschichte. In: Nassauische Annalen
58 (1938), S. 69-86 [über Jost Hoen S. 78 ff. u. 84 f. »Reversbrief des
Jost Hoen von Gelnhausen bezüglich seiner Bestallung zum Lehrer der Kinder
Graf Wilhelm des Reichen 1538, Dezember 27 mit eigenhändiger Unterschrift
des Jost Hoen«].
Pieper, Hartmann: Der Herborner Zweig der Familie Hoen. In: Hessische
Familienkunde 3 (1955), Sp. 229-232.
Renkhoff, Otto: Nassauische
Biographie. Wiesbaden, 1992, S. 334 (Jost Hoen).
Scheible, Heinz: Anton Hoens Gedicht auf Melanchthon. In: Nassauische Annalen
80 (1969), S. 81-100.