Bernhard Textor, reformierter Theologe (geb. um 1560 in
Allendorf an der
Werra/»in den Soden«, gest. 1602 an der Pest in Dillenburg).
Verheiratet: Barbara ... (gest. 1603).
Textor war von
November 1585 bis April 1589 zweiter Kaplan in Herborn, wo er sich mit dem
Theologieprofessor Caspar Olevian (1536-1587) befreundete. Auf dessen
Anregung bearbeitete er 1587, da der Heidelberger Katechismus in vielen
nassauischen Gemeinden noch keinen Eingang gefunden hatte, im reformierten
Sinn für die Schulen Fragestücke aus dem lutherischen Katechismus und der
Augsburgischen Confession. Mit seinem Kollegen Jacob Alsted (gest. 1622),
Vater des berühmten Johann Heinrich
(1588-1638), stand er am Sterbelager seines Gönners Olevian. Ab April 1589
war er Pfarrer in Driedorf und kehrte am 23. Juni 1590 als dritter
Theologieprofessor nach Herborn zurück. Hier leitete er die öffentlichen
Disputationen der Studenten der Theologie, die er auch in der Predigtkunst
(Homiletik) zu unterweisen hatte. Von seiner Meisterschaft hierin zeugen
seine in lateinischer Sprache geschriebenen, 1606 veröffentlichten drei
Bände »Pandekten heiliger Reden« (»Pandectae sacrarum concionum«). Er
bediente sich dabei der Methode des Philosophen
Ramus, dessen begeisterter
Anhänger er war. Seine Professur versah er bis 1594, dann berief ihn
Graf
Johann VI. als Hofprediger, ersten Stadtpfarrer und Inspektor der Kirchen
und Schulen dieser Diözese nach Dillenburg. In seinem neuen Amt verfasste er
die Schrift »Kern und Saft der Heiligen Bibel«, in der er eine überaus klare
und gediegene Unterweisung in der Lehre des Christentums aufzeichnete, und
mehrere Leichenpredigten. Sein Mentor Olevian hat ihn wegen seines Fleißes
oft gelobt, jedoch hat Textor die bis dahin sorgfältig geführten
Dillenburger Kirchenbücher von 1594 an äußerst lückenhaft fortgesetzt und
bald völlig vernachlässigt. Er dürfte durch sein schlechtes Beispiel daran
die Hauptschuld tragen, dass in der Zeit von etwa 1600 bis 1626 auch von
seinen Nachfolgern keinerlei Einträge gemacht sind. Er starb 1602 als Opfer
der in der Dillenburger Gegend wieder grassierenden Pest. Seine Witwe
Barbara heiratete später den ebenfalls verwitweten Hofprediger und Professor
Johann Jacob Hermannus.
Literatur
Becker, Emil:
Bernhard Textor. In:
Heimatblätter zur Pflege und Förderung des
Heimatgedankens. Beilage zur Dill-Zeitung 10 (1937), S. 12
Cuno, Friedrich Wilhelm: Bernhard Textor. In: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894),
S. 628
Renkhoff, Otto:
Bernhard Textor. In:
Nassauische Biographie. Wiesbaden, 1992, S. 805.