Christoph Corvin(us) (Rab) (1552-1620)
Christoph Corvin(us) (Rab), Buchdrucker und Verleger (1552-1620).
Vater:
Georg Rab (gest. 1580) aus Scheibenberg/Sachsen, 1557 bis 1560 Buchdrucker
in Pforzheim, kaufte am 9. April 1561 die Weigand Hansche Druckerei in
Frankfurt a. Main und schloss mit Han (gest. 1562) und seinen Teilhabern
einen Gesellschaftsvertrag ab, dem S. Feyerabend 1562 beitrat, bekannt sind
sein druck von Joh. Fischarts Ausgabe des Frankfurter Stadtrechts von 1562
und eine Oktavbibel mit 197 Holzschnitten von Jost Amman. Verheiratet: 1)
1580 mit Anna, Witwe des reformierten Pfarrers Jak. Hagen in Germersheim, 2)
1589 mit Ursula, Tochter des Amtmanns Hilgard in Grüningen/Wetterau, 3) 1608
mit Anna, Tochter des Professors Jakob Johann Herrmann in Herborn. - 17
Kinder.
In Zürich
geboren, besuchte Corvin das dortige Gymnasiums und studierte an der
Philosophischen Fakultät 1570 in Heidelberg, 1572 in Wittenberg, 1574 in
Wien. Seit 1575 war er im väterlichen Druckerei- und Verlagsbetrieb zu
Frankfurt am Main tätig, den er 1580 übernahm. Die wachsende Abneigung des
Frankfurter Rats gegen die Ausübung des reformierten Glaubens, zu dem sich
Corvin bekannte, und die scharfe Überwachung des Buchdrucks durch die
kaiserliche Bücherkommission in Frankfurt seit 1580 verleideten Corvin den
Aufenthalt hier. Er nahm daher am 15. Juli 1585 die Berufung als
akademischer Drucker nach Herborn an. Trotz der Einschränkungen durch
seinen Druckervertrag (scharfe Vorzensur aller Druckerzeugnisse durch den
Schulrat der Herborner Hochschule bzw. den Grafen), hat Corvin seinen
Betrieb stark erweitert und mit der wachsenden Blüte der Herborner
Hochschule Schritt gehalten. Bis 1592 ist daneben noch seine Druckerei und
sein Verlag in Frankfurt nachweisbar. 1595 ist er mit seinem
Druckereibetrieb der Hochschule vorübergehend nach Siegen gefolgt; 1599
beschäftigte er bereits 10 Gesellen und einen Korrektor. Die Gesamtzahl der
Drucke aus seiner Presse - als Titelvignette trugen sie das auf seinen Namen
deutende Bild, wie die Raben dem Elias Brod bringen - übersteigt bei weitem
1000, alle in schöner Druckausstattung und fehlerfreiem Satz, aber
puritanisch schmucklos. Die Hälfte aller Drucke entstammen der Feder
Herborner Professoren, sämtliche dem reformierten Glaubensbereich.
Besonders verbreitet waren: seine Lutherbibel seit 1595, das reformierte
Gesangbuch (aus der Lobwasserschen Psalmenübersetzung) und der Katechismus,
beide fast alljährlich neu aufgelegt. Eine gewaltige Leistung war der Druck
der Piscatorbibel (Übersetzung und Kommentar von dem Herborner
Theologieprofessor Johann Piscator) in drei Ausgaben (1602-1604, 1604-1606
und 1617). Corvin war nicht nur der erste, sondern auch der bedeutendste
Drucker der nassauischen Stammlande. Neben seiner Druckerei unterhielt er
auch einen umfangreichen Buchhandel, da er vertraglich zur Belieferung der
Herborner Professoren und Studenten sowie der gräflichen Bibliothek mit
Neuerscheinungen verpflichtet war. Corvin war auch wegen seiner Mildtätigkeit
hoch geachtet.
Antonius von der Linde hat in den 1882 erschienenen »Nassauer Drucke[n] der Königlichen
Landesbibliothek in Wiesbaden. I. 1467-1817« die aus der
Hohenschuldruckerei hervorgegangenen Geisteserzeugnisse bibliographisch
genau beschrieben und damit ein, wenn auch nicht vollständiges, so doch
immerhin reiches und instruktives Bild der geistigen Arbeit gezeichnet, die
die Herborner Hohe Schule in literarischer Hinsicht geleistet hat.
Corvins Wohnhaus und
Druckerei
Titelvignetten
Literatur