Auswanderung nach Amerika
Auswanderung in die Vereinigte
Staaten
Die
Zauberformel »Amerika ist ein freies Land, wo es keine Konskription, keinen
Amtmann, keinen Gendarm, keinen Herzog und keinen König gibt« war der Lockruf
zur Auswanderung. Schon 1729 heißt es in einem urkundlichen Bericht von
amerikanischen Beamten: »Es ist klar, dass die Scharen von Deutschen bald einen
deutschen Staat erzeugen werden und vielleicht einen solchen, wie er Großbritannien
im 5. Jahrhundert von den Sachsen beschert war«.
Während
des Unabhängigkeitskrieges der nordamerikanischen Kolonien (1775-1783) hatte
Großbritannien über die mit dem britischen Königshaus verbundenen deutsche
Kleinstaaten Verträge zur zeitweisen Vermietung
deutscher Soldaten
abgeschlossen,
zu denen wohl unser erster Auswanderer Friedrich Gottsleben gehörte. 1781 siegten die USA
über die Briten bei Yorktown und am 4. März 1789 wurde die amerikanische
Verfassung verkündet.
In
Deutschland setzte mit der 1814 erfolgten Aufhebung des Auswanderungsverbotes
eine erste Auswanderungswelle ein. Die wirtschaftliche Not sowie die politische
oder religiöse Unterdrückung veranlasste viele Deutsche, einen Neuanfang in den
Vereinigten Staaten zu suchen.
Vier Auswanderungsperioden lassen sich unterscheiden. Die erste begann 1815 und
dauerte bis 1820. Damals wanderten jährlich fünf bis zwölftausend Deutsche nach
den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus. Die zweite Periode, in der jährlich
durchschnittlich zweiundzwanzig bis vierzigtausend Deutsche auswanderten, dauerte von 1830 bis 1843.
In der dritten von 1844 bis 1854 verließen jährlich durchschnittlich 115.000 Deutsche ihre Heimat. Und während der vierten Periode von 1855 bis 1870
sind insgesamt 862.217 Deutsche ausgewandert.
Die Auswanderer kamen anfangs überwiegend aus ländlichen Gebieten.
Die europäische Auswanderung nach Amerika lief anfangs vor
allem über Le Havre, Antwerpen und Liverpool.
In Deutschland hatte Bremen
einen guten Ruf als Auswandererstadt, denn hier verpflichtete ein
Auswanderungsgesetz die Reeder, ein Mindestmaß an Proviant und Platz zur
Verfügung zu stellen. In den Jahren 1841 bis 1846 wanderten 115.000 Menschen
über den der Hansestadt Bremen gehörenden
Überseehafen Bremerhaven aus. Da das Auswanderungsgeschäft ein wichtiger Teil
der Bremer Wirtschaft war, förderte Bremen die Auswanderung durch gezielte
Werbung im In- und Ausland und durch die Organisation des
Auswanderungstransports. Ankunftshäfen in der Neuen Welt waren Philadelphia, New
York, Baltimore und New Orleans.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten auch die Hamburger Reeder, wie
einträglich das Geschäft mit den Auswanderern ist. Im Jahre 1900 wurde Hamburg
der bedeutendste Auswandererhafen Deutschlands. Zwischen 1836 und 1914 verließen
mehr als vier Millionen Menschen über die Hansestadt Hamburg den Kontinent.
Germany and German emigrants in the Midwest of America
German
Americans comprise about 50 million people, making them the largest
self-reported ancestry group ahead of Irish Americans, African Americans
and English Americans, although English Americans more than likely form
the largest ancestry group in the U.S. due to Americans primarily of
English ancestry identifying as simply American or with an ancestry group
more recent in their family. German Americans comprise about 1⁄3 of the
German diaspora in the world.
As
opposed to first and second-generation Americans, for whom integration and
Americanization was of primary interest, more recently third, fourth and
later generations have shown an awakening and increasing ethnic
consciousness and concern in tracing their family history back to its
European origins. Also Germans are becoming increasingly curious about
whether they might have relatives across the Atlantic.
Deutschland und Deutsche Auswanderer im Mittleren Westen von Amerika
Bis
ins 19. Jahrhundert hinein war das räumliche und soziale Umfeld, in dem
Familien lebten, meist nur auf wenige Kilometer begrenzt. Vor allem Bauern
heirateten bevorzugt im selben oder im Nachbardorf. Während viele von
ihnen oft über Jahrhunderte hinweg in ihrer Heimat stark verwurzelt waren,
zwangen außerordentliche Veränderungen einige von unseren Vorfahren, ihren
gewohnten Lebensraum zu verlassen. Glaubensgründe, kriegerische
Auseinandersetzungen, ungünstige Erbregelungen oder Hungersnöte und
Missernten infolge von verheerenden Wetterereignissen boten nicht allen
Familienmitgliedern ein gutes Leben in ihrer Heimat. Die Aussicht auf
eigenes Land, wirtschaftliches Auskommen und Religionsfreiheit lockten
deswegen zahlreiche Deutsche nach Amerika. Sie brachten ihre Kultur und
Sprache in die
»neue
Welt«
und fanden jenseits des Atlantiks ein neues zu Hause.
1700–1775: Der Jahrtausendwinter und die Wanderungsbewegung in
Südwestdeutschland
Während
in einigen Regionen das räumliche und soziale Umfeld stabil blieb, wurde
es im 17. und 18. Jahrhundert in vielen Gegenden durch zahlreiche Kriege
und eine von den Landesherren erzwungene Konfession erschüttert und führte
zu starken Emigrationsbewegungen in Europa. Einerseits kamen Schweizer
Exulanten, französische Hugenotten und böhmische Protestanten nach
Deutschland, andererseits zwang der Jahrtausendwinter von 1708/09 mit der
darauffolgenden Hungersnot viele dazu, ihre Heimat zu verlassen.
Vermeintlich bessere Lebensbedingungen brachten über 10.000 Pfälzer dazu,
sich rheinabwärts nach Rotterdam zu begeben, um sich in dem nicht
betroffenen England anzusiedeln. Dies löste eine Wanderungsbewegung in
großen Teilen Südwestdeutschlands aus. Da England mit einem derartigen
Andrang nicht gerechnet hatte, wurden viele der allgemein als
»Palatines«
bezeichneten Auswandererfamilien weiter nach Irland, Carolina und New York
verteilt. Einige von ihnen zogen von dort aus nach Pennsylvania, wo
bereits 1683 der deutsche Auswanderer Franz Daniel Pastorius den heutigen
Stadtteil von Philadelphia namens Germantown gegründet hatte.
1775–1800: Die Französische Revolution und die Aufklärung
Die
Französische Revolution und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
1789 bekräftigten auf dem europäischen Kontinent die Prinzipien der
religiösen Toleranz. Die Freiheit des Einzelnen und die Gleichheit aller
waren die Forderungen, die auch in Deutschland Anklang fanden. Das Heilige
Römische Reich deutscher Nationen bestand zu jener Zeit aus staatlich
zersplitterten Territorien, die zwar durch ihre gemeinsame Sprache,
Literatur und Kultur, nicht aber politisch geeint war. Die
Revolutionskriege, die französische Besetzung der linksrheinischen Gebiete
sowie die verheerende Winter-Eisflut von 1783/84, die vor allem in
Süddeutschland zu Versorgungsengpässen führte, veranlasste zahlreiche
Familien, in Amerika ihr Glück zu suchen. Dort siedelten sie sich neben
New York und Pennsylvania zunehmend auch in Maryland, New Jersey, Virginia
und Connecticut an.
1800–1825: Napoleon und das Jahr ohne Sommer
Zu
Beginn des 19. Jahrhunderts brachte die Besetzung des linken Rheinufers
durch französische Truppen die Zivilstandsgesetze in die vier neu
errichteten Départements. In diesen Westdeutschen Gebieten wurden nun die
Geburten, Heiraten und Sterbefälle systematisch dokumentiert. Neben diesen
verwaltungstechnischen Umbrüchen löste die von Napoleon im Jahre 1806
verhängte Kontinentalsperre in den deutschen Küstenregionen
wirtschaftliche Probleme aus. In der Völkerschlacht von Leipzig 1813 wurde
schließlich die Streitmacht Napoleons besiegt. Doch Hunger und Armut durch
die Versorgung der Soldaten hinterließ tiefe Spuren bei der
Zivilbevölkerung. Die Not steigerte sich 1816 im
»Jahr
ohne Sommer«,
als ein weit entfernter Vulkanausbruch einen Klimawandel verursachte, der
auch das Großherzogtum Baden und das Königreich Württemberg traf. Die
einstigen Fortbewegungsmittel wie Pferde wurden als Nahrungsmittel
gebraucht. Dies führte einerseits zu Erfindungen wie dem Laufrad und
Düngemittel, andererseits trieb es viele dazu, ihre Heimat zu verlassen.
Da die Vereinigten Staaten nach dem Unabhängigkeitskrieg das
Nordwest-Territorium zur Besiedlung geöffnet hatten, nutzen deutsche
Siedler ihre Chance, weiter westlich und südlich, bevorzugt entlang von
Flüssen und Seen wie in Indiana, Missouri und Illinois, günstiges Land zu
erwerben und zu bewirtschaften.
1825–1850: Die Märzrevolution und das deutsche Dreieck
Der
Wunsch nach Freiheit, Demokratie und einem geeinten deutschen
Nationalstaat kam unter anderem auf dem Hambacher Fest 1832 zum Ausdruck,
auf dem erstmals die heutige Nationalflagge gehisst wurde. Eine
bürgerlich-liberale Revolutionswelle folgte, die Ende Februar 1848 in
Baden begann und sich rasch ausbreitete. Schwarz-Rot-Gold wurde zur Farbe
der Revolution erklärt. In Frankfurt fand die erste frei gewählte
Nationalversammlung Deutschlands statt, um die Grundlagen für einen freien
Nationalstaat zu schaffen und die
»Grundrechte
des deutschen Volkes«
wurden verabschiedet. Nach der Niederschlagung dieser sogenannten
Märzrevolution wanderten zahlreiche Teilnehmer und Befürworter vor allem
aus Baden als
»Forty-Eighters«
nach Amerika aus. Viele von ihnen fanden in den Städten des
»deutschen
Dreiecks«
im Mittleren Westen zwischen Ohio, Missouri und Wisconsin, auch
»German
Belt«
genannt, Zuflucht und führten dort ihr politisch-demokratisches Engagement
fort.
1850–1875: Die Industrialisierung und der deutsch-französische Krieg
Die
Industrialisierung der bis dahin landwirtschaftlich geprägten deutschen
Staaten sowie die sinkende Sterblichkeitsrate lösten ein massives
Bevölkerungswachstum aus. Besonders in den Realerbteilungsgebieten
Südwestdeutschlands, in denen der Landbesitz zu gleichen Teilen unter den
Erben aufgeteilt und somit die Anwesen zersplittert wurden, führte zu
einer steigenden Verschuldung der Zwergstellenbesitzer. In den Gebieten
mit Anerbenrecht ging der Besitz nur an einen Erben. Das stärkte
einerseits den Hofbesitzer, andererseits waren die abgefundenen anderen
Erben auf eine Nebentätigkeit angewiesen. Viele der Kleinbauern waren
gezwungen, Arbeit in den Städten zu suchen. Während der
deutsch-französische Krieg 1870/71 schließlich zur deutschen Einheit und
zur Bildung eines deutschen Nationalstaates führte, versprachen die von
Reedereien geschalteten Werbungen für regelmäßig verkehrende Dampfschiffe
über den Atlantik, die boomende Wirtschaft in den USA sowie die 1862 im
»Homestead
Act«
geregelte Aussicht auf kostenlosen Landerwerb Hoffnung auf besseres
Auskommen. Die deutsch-amerikanische Migration entwickelte sich zu einer
Massenbewegung. Zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges 1861-1865 lebten
bereits mehr als 1,3 Millionen Deutsche in den USA, von denen sich
zahlreiche Personen als Unternehmer, Banker oder Politiker ihren Namen
machten.
1875–1900: Der deutsche Nationalstaat und die deutschen Traditionen in
Amerika
Die
Bildung des deutschen Nationalstaates ließ den Nationalismus wachsen. Der
Adel verlor an Einfluss, das Großbürgertum wuchs und neue Schichten wie
die Arbeiter und Angestellten kamen auf. Neu entstandene Industriebetriebe
konnten eine Großzahl an Arbeitskräften aus anderen Wirtschaftsbereichen
aufnehmen. Der wirtschaftliche Aufschwung war nicht zuletzt auch möglich,
weil die deutsche Volkswirtschaft durch die Auswanderung jener befreit
war, denen sie keinen Arbeitsplatz hätte bieten können. Obwohl sich die
Emigration zu dieser Zeit verlangsamte, galt derweil New York City, mit
dem als
»Kleindeutschland«
bezeichneten Stadtteil von Manhattan, gemessen an der deutschen
Einwohnerzahl, als eine der größten deutschen Städte der Welt. In
Milwaukee betrug 1890 der deutschstämmige Bevölkerungsanteil 69 Prozent.
Wo auch immer sich die deutschen Auswanderer in Amerika niederließen,
hielten sie an Traditionen aus ihrer Heimat fest und gründeten deutsche
Kultureinrichtungen wie Gesangsvereine, Kirchen, Schulen, Turnvereine und
eröffneten Biergärten. Welche negativen Auswirkungen der regelmäßige
Linienverkehr mit sich bringen konnte, zeigte die 1892 von Hamburger
Auswandererschiffen nach New York gelangte Cholera.
1900–1925: Der Erste Weltkrieg und die Amerikanisierung Deutscher
Auswanderer
Nachdem
Deutschland 1914 in den Ersten Weltkrieg eintrat, mussten zahlreiche
Familien miterleben, wie Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde an der
West- oder Ostfront fielen oder in dem Steckrübenwinter 1916/1917 an
Hunger litten. Die militärische Niederlage Deutschlands und
Österreich-Ungarns beendete im November 1918 den Ersten Weltkrieg und die
Monarchie. Während die deutsche Bevölkerung sich in einer Zeit des
Umbruchs befand, verbreitete sich in den Vereinigten Staaten eine
antideutsche Stimmung. Deutsche Straßennamen wurden geändert, Werke von
deutschen Komponisten wurden aus den Aufführungsplänen gestrichen,
Sauerkraut wurde in
»Liberty
Cabbage« umbenannt und
»Hot
Dog«
galt synonym für alle Art von Wurst wie die
»Frankfurter«.
Deutsche Unternehmen wurden boykottiert, der Deutschunterricht verschwand
aus den Schulen. Dies veranlasste viele Einwanderer zur Amerikanisierung,
indem sie Englisch sprachen, ihre deutsche Vergangenheit verbargen oder
ihren Namen beispielsweise von Müller zu Miller anglisierten.
Quelle: Ancestry.com
Warnung vor Auswanderung
eines Mainzer Bürgers im Jahr 1864
A warning to
German emigrants
A friend, a native of Mainz, who recently emigrated to America writes the
following.
New York, August 24, 1864 (...) This my dear friend, I wanted to write to
you,
and request you to turn it over to our
Gottsleben
so that he make our experience public.
Bilder
Zwischendeck eines
Auswandererschiffes
|
»From
the Old to the New World«
shows German emigrants boarding
a steamer in Hamburg, to New York.
Harper's Weekly, (New York)
November 7, 1874 |
Die europäischen Auswanderhäfen |
German
population density
in the United States, 1872 |
Literatur