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Universität Jena

Die Universität Jena war 1548 als Hohe Schule von Johann Friedrich I. von Sachsen (1503-1554) gegründet worden und erhielt 1558 mit einem Privileg des römischen Königs Ferdinand I. ihre Anerkennung als Universität. Jena trat an die Stelle der Universität Wittenberg, die Johann Friedrich zusammen mit seinem sächsischen Kurfürstentum nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg verloren hatte. Johann Friedrich unterlag als Haupt des 1531 zur Verteidigung des Protestantismus geschlossenen Schmalkaldischen Bundes dem Heer des katholischen Kaiser Karls V. am 24. April 1547 in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe. Er geriet in Gefangenschaft und büßte etwa zwei Drittel seiner Länder ein. Ihm blieben lediglich die Gebiete um Eisenach und Gotha sowie Weimar, Jena, Saalfeld und Coburg. Johann Friedrich musste seine alte Residenz und Universität zu Wittenberg an den verhassten Vetter Moritz von Sachsen (1521-1553) abtreten. In dem auf ein Drittel zusammengeschmolzenen Herrschaftsgebiet wählte er Weimar zum neuen Regierungssitz und gründete im benachbarten Ackerbürger- und Weinbauernstädtchen Jena eine Hohe Schule, um auch weiterhin protestantische Geistliche und Lehrer ausbilden zu lassen. Mit der Gründung des Collegium Jenense wollten die Ernestiner bewusst die Tradition, die wahre lutherische Lehre zu verteidigen, fortsetzen. Obwohl Philipp Melanchthon an die vom neuen Kurfürsten Moritz von Sachsen wiedereröffnete Universität Wittenberg zurückgekehrt war, sahen die Ernestiner das wahre Luthertum nur durch die neue Jenaer Hohe Schule vertreten. Sie galt ihnen nun als das »bessere Wittenberg«.

    Philipp Melanchthon - nach Luthers Tod die dominierende Person in Wittenberg - sollte zunächst nach Jena geholt werden, um die institutionelle Kontinuität zu Wittenberg auch personell zu wahren. Da der Gelehrte jedoch die politischen und finanziellen Risiken fürchtete, blieb er seiner bisherigen Universität treu. Im neuen Akademischen Gymnasium in Jena ersetzten ihn zwei seiner Schüler: der Theologe Victorin Strigel (1524-1569) und der Rhetoriker und Dichter Johannes Stigel (1515-1562). Unterstützung fanden sie in den folgenden Jahren durch zahlreiche neu berufene Gelehrte, die das »richtige Luthertum« verteidigen und deshalb nicht in Wittenberg lehren wollten. Für das Renommee der Neugründung war wichtig, dass die wertvolle kurfürstliche »Bibliotheca Electoralis« Friedrich des Weisen (1463-1525) mit rund 3000 Bänden, die in Wittenberg als Universitätsbibliothek gedient hatte, der Jenaer Akademie zur Verfügung gestellt wurde. Damit konnte ein weiteres Zeichen für den Anspruch gesetzt werden, dass die Hohe Schule in Jena die Kontinuität der alten ernestinischen Universität in Wittenberg fortsetzen sollte. Die an humanistischen Reformkonzepten orientierte Bildungsstätte machte rasche Entwicklungssprünge. Schon Mitte der 1550er Jahre galt sie als führendes Zentrum der Reformation, die Jenaer Luther-Ausgabe lief dem Wittenbergischen Konkurrenzvorhaben den Rang ab.

Jena um 1570

Gründungsurkunde der Universität Jena

Stand: 2005
Klaus Gottsleben
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