Philipp von Hessen
(1504-1567)
Klein
sei er von Person, womit Luther und andere seiner berühmten Zeitgenossen aber
mehr den Machtbereich seines Hessenlandes als seine Körpergröße meinten.
Vermessen schien deshalb vielen sein Ehrgeiz, verwegen sein Mut, skrupellos und
revolutionär seine Politik, die sich auf weite Teile Europas richtete. Zu seinen entschiedensten Feinden zählten keine Geringeren als Kaiser und Papst, zu seinen
engen Verbündeten der glanzvolle Königshof in Frankreich und die
protestantischen Fürsten von Sachsen und Württemberg, denen er als militärischer
Hauptmann voran tritt. Im Einverständnis mit den Reformatoren löste Philipp zum
Zwecke des »gemeynen Nutz« die Klöster Hessens auf und gründete an deren Stelle
neue Schulen, Hospitäler und Universität, die noch heute bestehen. Eben
25-jährig glaubte er, die theologischen Streitigkeiten der evangelischen
Wortführer in einem international besetzten »Religionsgespräch« schlichten zu
können, schuf eine eigene Kirchenordnung, reformierte seine Landesverwaltung von
Grund auf und kämpfte gegen kaiserliche Truppen, rebellische Ritter und
aufständische Bauern. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges lieferte er sich wegen
seiner leidenschaftlichen Liebe zu einem Hoffräulein, die er mit einer Doppelehe
besiegelt hatte, seinen Gegnern aus. Als gefährlichster Anführer der im ersten
neuzeitlichen Glaubenskrieg eskalierenden Luthersache musste er sich dem Kaiser
unterwerfen und wurde schließlich fünf Jahre lang fern der Heimat in demütigende
Gefangenschaft gesetzt.
Landgraf Philipp von Hessen, 1504 in Marburg
geboren und 1567 in Kassel verstorben, gilt unbestritten als eine der profiliertesten, schillerndsten und dramatischsten Gestalten der deutschen
Geschichte. Sein Beiname
Magnanimus
- der Großmütige - signalisiert die umfassende Wertschätzung die ihm von den
Reformatoren, seinen europäischen Verbündeten und nicht zuletzt auch von seinen
Landsleuten zugestanden worden ist. In seiner Biographie bündeln sich nahezu
alle großen Umwälzungen am Beginn der Neuzeit.
Philipp von Hessen
Stich von Matthäus Merian d. Ä.