Lebenslauf von
Johann Bernhard Gottsleben
1635 aufgeschrieben
von seinem Freund
Konrad Post
Pfarrer
in Burbach
»BElangend sein leben vnd wandel, so wol in seiner jugend als auch in seinem
blühenden mannlichen alter, hat er sich gantz fleissig vf schulen also
erzeigt, daß er seine gute progressus in seinem studiren gethan. Deßwegen er
dann auch zum praeceptore primario der schulen allhie ist berufen worden.
Allda er dann sechs jar lang seine stell so wol im predigen als auch schulen
hat versehen, daß er hernacher zum Pastorn nach Fronhausen ist beruffen
worden. Als er nun gerad ein jar daselbsten gewesen, hat es Gott geschickt,
daß er widerumb hieher zum Diaconat kommen.
Da er dann den Gottesdienst zu
hof biß ins sibende jar mit jedermans lieb vnd genügen verrichtet. Da es nun
kommen, daß eine verenderung im 1634 jar mit der Pfarr vorgenommen, ist er
zum Pfarherr dises orts, wie ich zum Diaconat berufen, vnd seind also wir
beyde im Augusto desselben jars allhier vor der gemein praesentirt worden.
Von welcher zeit an er dann treulich gedient, biß ihn Gott durch den tod
abgefordert.
Seinen Ehestand betreffend, so hat er sich als er praeceptor
allhie gewesen verlobt im jar 1621 mit der Ehrn vnd tugendsamen Magdalenen,
Henrich Beygarten sel. tochter (nunmehr auch im HErren ruhend). Wie sie dann
auch darauf hochzeit gehabt vnd haben in wehrender ehe neun [richtig: acht -
Klaus Gottsleben] kinder miteinander erzielet, deren Gott der HErr in wehrender ihrer
ehe vor vnd nach sechs [richtig: fünf - Klaus Gottsleben] zu sich in sein reich
genommen. Biß endlich Gott der HErr auch ihr hauß mit der pestilentz hat
heimgesucht vnd anfangs sein jüngstes töchterlein, an welchem er sampt
seiner lieben haußfrawen ihr lust vnd freud hatten, von seinen augen
hingerissen.
Darbey ließ es aber Gott nicht, sondern griff ihn alsbald noch
härter an vnd zwar an seine seyten, name ihm sein weib (welche eine
Christliche matron war, ja eine rechte mutter der armen) hinweg. Gott fuhr
noch fort vnd nam ihm sein einiges söhnlein, welcher wol dermal eins des
vatters stell hette ersetzen können, hinweg. Noch were er zu friden gewesen,
wann er das vbrige töchterlein behalten hette. Aber Gott wuste wol, was er
auch mit ihme vorhatte. Derowegen, damit er desto williger von hinnen möchte
scheiden, nam er auch das vbrige pläntzlein hinweg vnd versetzte dasselbe in
das himliche Paradeiß. Daß also er das himmelreich mit neun [richtig: acht -
Klaus Gottsleben] seelen ohne ihn vnd seine haußfraw gemehret.
Aber endlich muste der
vatter selbst dran. Deßwegen ihn dann Gott mit eben derselben seuche hat
heimgesucht. Insolcher wehrender schwachheit aber hat er sich also
verhalten, daß jederman sich nicht genug darüber verwundern kann. Hat
gebettet biß an sein end. Wie nun das leben, also ist auch der tod gewesen.
Deßwegen Gott also seine schwachheit gelindert, daß er kurtz vor seinem end
zu mir gesagt, daß ihm nit das geringste wehe thue: Item/wann ihn Gott also
solte abfordern, könte er Gott nicht genugsam dancken: ja er hat geredt biß
an sein end.
Da Gott seinen geist vfgenommen, vnd zwar in solchem vertrawen
zu Gott, daß wann hie Johannes were gewesen, er würde gesagt haben: Selig
seind die todten, die im HErren also sterben. Ehe er aber hat sollen von
hinnen scheiden, hat er gleichwol die Pfarr, Caplaney vnd armen mit einem
zimlichen stück gelts bedacht, daß ihme höchlich dafür zu dancken.«
Quelle