Familienforschung
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Eichsfelder im Westfälischen Regiment

Königreich Westfalen
(1807 bis 1813)

Am 7. und am 9. Juli 1807 wurde durch die Friedensverträge von Tilsit zwischen Kaiser Napoleon I., Zar Alexander I. von Russland und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen der Vierte Koalitionskrieg (1806/07) beendet. In den Landen westlich der Elbe errichtete Napoleon daraufhin das Königreich Westfalen, zu dessen Regenten er seinen jüngsten Bruder Jérôme Bonaparte (1784-1860) bestimmte. Hauptstadt wurde die bis dahin kurhessische Hauptstadt Kassel.

   
Das Königreich war gedacht als napoleonischer Musterstaat, der sich durch eine moderne Verwaltung und Justiz auszeichnen sollte. Tatsächlich wurden die Patrimonialgerichte und die Leibeigenschaft abgeschafft, die Gewerbefreiheit, die Gewaltenteilung, der Code Civil und die Führung von Kirchenbuchduplikaten eingeführt. Auch erhielt das Land, erstmals in einem deutschen Flächenstaat, am 15. November 1807 eine schriftliche Verfassung, die Jérôme einen Tag, nachdem er in seinem neuen Königreich angekommen war, am 7. Dezember 1807 in Kraft setzte. Die Reformen waren jedoch nur begrenzt erfolgreich, da der ständige Geld- und Menschenbedarf für die napoleonischen Kriege - Westfalen hatte dem Rheinbund ein Kontingent von 25 000 Soldaten zu stellen - das Land wirtschaftlich ausbluten ließ. Bespitzelung und polizeistaatliche Unterdrückung sollten die Bürger, die die neuen Herrscher zum Teil erbittert ablehnten, zur Raison bringen. In Kurhessen kam es bereits seit 1806/07 wiederholt zu Aufständen der Bevölkerung und Widerstandshandlungen in den verschiedensten Orten. Diese Aufstände richteten sich vordringlich gegen die Konskription, die zuvor weitgehend unbekannte allgemeine Wehrpflicht. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) löste sich das Königreich Westfalen auf; die ursprünglichen Territorien wurden wiederhergestellt. Am 28. September 1813 standen Kosakentruppen vor Kassel, die am 1. Oktober unter Czernitscheff die Stadt eroberten und das Königreich für aufgelöst erklärten. Nachdem die Stadt nach nur vier Tagen von den Kosaken verlassen worden war, rückten Mitte des Monats erneut französische Truppen vor, und Jérôme kehrte für drei Tage nach Kassel zurück. Nicht nur der kurhessische Kurprinz kehrte bald heim, ein russisches Korps rückte wieder ein. Am 21. November begab sich auch Kurfürst Wilhelm I. wieder nach Kassel, und die Restauration wurde eingeleitet. Die zeitgenössischen Quellen verzeichnen vielerorts »Jubel«, mit dem die Kosaken von der Bevölkerung begrüßt worden seien. Vereinzelt berichten sie auch von Ausschreitungen, die sich teils gegen ehemalige Maires (Bürgermeister der westfälischen Zeit) richteten, teils auch gegen die unter westfälischer Herrschaft emanzipierten Juden

    Als Vasallenstaat des französischen Kaiserreichs wurde das Königreich durch Dekret vom 18. August 1807 aus dem Herzogtum Braunschweig, Kurhessen (ohne Hanau, Schmalkalden und Nieder-Katzenelnbogen), den preußischen Gebietsteilen Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildesheim, Goslar, Quedlinburg, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Paderborn, Minden, Ravensberg, Münster und Stolberg-Wernigerode, den hannöverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen, den Harzdistrikten und Osnabrück, dem sächsischen Anteil der Grafschaft Mansfeld und den sächsischen Ämtern Gommern, Querfurt, Barby und Treffurt, dem Gebiet von Korvei und der Grafschaft Kaunitz-Rietberg gebildet. Sein Gebiet umfasste 37 883 km² mit fast 2 Millionen Einwohnern.

Literatur

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Wilhelm Treue: Deutsche Geschichte : von den Anfängen bis zum Ende der Ära Adenauer. Vierte, durchgesehene und erweiterte Auflage. Stuttgart : Kröner, 1971 (= Kröners Taschenausgaben ; Bd. 254), S. 411-503 (Zwischen Revolution und Restauration).

 

Jérôme und Katharina von Westfalen
als König und Königin des
 Königreichs Westfalen

Europa zur Zeit Napoleons
(1799-1815)

 

Eichsfelder im Westfälischen Regiment

Für das Königreich Westfalen errichtete Napoleon ein neues Regiment, das »Westfälische« mit vier Bataillonen. Offiziere und Soldaten sollten zur Hälfte ausschließlich aus dem Harzdepartement, zu dem auch das Eichsfeld gehörte, genommen werden. Die Uniform war weiß mit roten Kappen und roten Aufschlägen. Traktament und Kleidung sollten von den Landeseinkünften bestritten werden. Sie betrugen 9 250 000 Taler, die von den 2 Millionen Einwohnern des Königreichs Westfalen aufgebracht werden mussten. Es herrschte Wehrpflicht. Westfalen sollte Napoleon 20 000 Mann Infanterie, 3500 Mann Kavallerie und 1500 Mann Artillerie stellen.

Der Krieg auf der Iberischen Halbinsel

Mit der französischen Expedition nach Portugal Ende 1807, mit der das Land zur Beteiligung an der Handelsblockade gegen Großbritannien gezwungen werden sollte, begannen die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem iberischen Kriegsschauplatz, die mit dem im Mai 1808 ausgebrochenen Volksaufstand gegen die Franzosen und den im Juli desselben Jahres von Napoleon zum König von Spanien erhobenen Joseph Bonaparte und dem anschließenden Guerillakrieg in Spanien in ihre heiße Phase eintraten und bis 1813/14 andauerten. Ab August 1808 operierte ein britisches Expeditionskorps unter der Führung von Wellington in Portugal und Spanien und unterstützte die portugiesischen und spanischen Kräfte im Kampf gegen die französischen Besatzungstruppen und ihre Verbündeten. Sowohl auf französischer wie auch auf britischer Seite waren auch deutsche Kontingente vertreten.

   
Eichsfelder Soldaten kämpften im Spanienfeldzug auf Seiten Napoleons. Das
»Westfälische Regiment« erreichte am 2. Mai 1809 unter dem Divisionskommandeur Divisionsgeneral Graf Morio in der ersten Brigade (Brigadegeneral Boerner) zunächst unter Regimentskommandeur Oberst Legras, später Oberst von Bosse, Perpignan. Die Westfalen marschierten am 5. Mai 1809 in Spanien ein. Sie beteiligten sich an der Belagerung von Gerona. Dabei nahmen sie am Sturm auf Gerona am 8. Juli 1809 teil (1770 Tote und Verwundete). Beteiligt war das Regiment am 31. August 1809 auch an der Abwehr des spanischen Entsatzversuches ca. 11 km südlich von Gerona. Hierbei gelang es den Spaniern das französische Lager zu durchbrechen und alle dort untergebrachten Verwundeten zu töten. Beim zweiten Sturm auf Gerona wurden am 19. September 1809 neun Offiziere und 124 Mann der Westfalen und Nassauer getötet oder verwundet. Die Westfalen erlitten auch viele Opfer durch Krankheiten. Sie litten sehr unter dem Mangel an Lebensmitteln. Die Westfalen zählten im Dezember 1809 ca. 1500 Mann und wurden am 12. März 1810 durch 650 Mann verstärkt. Am 10. Dezember 1809 ergab sich Gerona. Die Westfalen wurden als Besatzung der Stadt eingesetzt und immer wieder durch Guerillas überfallen. Die Kampfstärke sank sehr stark ab. Am 1. April 1811 wurde das »Westfälische Regiment« in die Heimat zurückverlegt.


Eichsfelder im Spanischen Krieg
 

Name

Alter

Heimatort

Regiment

Todesumstände

Johann Georg Adam Meysing

26 Jahre
(* 21.12.1783
† 24.11.1809)

Rustenfelde

Grenadier im 2. Linienregiment,
1. Bataillon

Nach seiner Verwundung in Spanien wurde Grenadier Meysing in das Militär-hospital nach Toulouse gebracht, wo er am 24. November 1809 um 8.00 Uhr an seinen Verletzungen ver-starb

Russlandfeldzug

Die meisten Soldaten aus dem »Westfälischen Regiment« rückten 1812 mit der Armee Kaiser Napoleons im 8. Korps unter General Vandamne in Russland ein und kaum ein Zehntel davon kehrte wieder zurück. Ein Teil davon wurde, da Napoleon von allen unterworfenen Staaten Preußen am wenigsten traute, zur Besatzung der Festungen oder zum Garnisonsdienst bestimmt. Bereits im Mai 1812 stellten einige Infanterie-Regimenter die Löhnung ein, zuletzt am 16. August 1813 das 8. Westf. Infanterie-Regiment. Die ausstehenden Löhnungen von Eichsfelder Soldaten, die nicht am Rußland-Feldzug teilnahmen, finden wir in den Akta der Schuldforderungen pp. an das Westfälische Gouvernement Tit. XI. Nr. 2 Fach 546 Landratsamt Mühlhausen. Die Akte listet Soldrückstände ehemaliger Soldaten aus dem Kreis Mühlhausen und dem Eichsfeld auf, die bis 1812 im »Westfälischen Regiment« gedient hatten.

Liste von Soldrückständen


Beberstedt

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Anselm Hebestreit

6. Kompagnie des 5. Westf. Infanterie Regiments

nicht genannt

nicht genannt

Paul Koch

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

 


Bickenriede

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Eduard Drößler

6. Westf. Infanterie Regiment

Füsilier

Vom 16. August bis ultimo October 1813:
5 Taler 17 Sgr. 3 Pfg.

 


Büttstedt

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Christoph König

nicht genannt

nicht genannt

8 Taler 19 Sgr.
6 Pfg.

Stephan Hömstedt

nicht genannt

nicht genannt

5 Taler 18 Sgr.
10 Pfg.

Nikolaus Döring

nicht genannt

nicht genannt

6 Taler 6 Sgr.
6 Pfg.

Sebastian Köhmstedt

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Valentin Bode

nicht genannt

Füsilier

4 Taler 14 Sgr.
3 Pfg.

 


Diedorf

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

-- Müller

8. Westf. Infanterie Regiment

Korporal

15 Taler 20 Sgr.
3 Pfg.

Franz Fick

Husaren Regiment Garde Kavallerie

nicht genannt

nicht genannt

 


Effelder

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Konrad Pfeil

nicht genannt

nicht genannt

22 Taler 9 Sgr.
5 Pfg.

Bartholomäus Thor

nicht genannt

Füsilier

22 Taler 9 Sgr.
5 Pfg.

Georg Wilhelm Schweißhelm

nicht genannt

nicht genannt

8 Taler 15 Sgr.

Joh. Georg Fritz

nicht genannt

Chasseur

6 Taler 5 Sgr.
5 Pfg.

Andreas Andres

nicht genannt

Chasseur

6 Taler 5 Sgr.
5 Pfg.

Georg Mock

1. Westf. Husaren Regiment

nicht genannt

8 Taler 5 Sgr.
11 Pfg.

 


Faulungen

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Anton Luten

als Kriegsteilnehmer in Russland geblieben

nicht genannt

nicht genannt

Kaspar Müller

nicht genannt

nicht genannt

 


Helmsdorf

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Joh. Gottesleben

5. Westf. Infanterie Regiment

Vice Corporal

6 Taler 10 Sgr.
9 Pfg.

Joachim Ferner (Einnehmer)

1. Westf. Husaren Regiment

Soldat

8 Taler 9 Sgr.
7 Pfg.

Lorenz Strecker (Einnehmer)

1. Westf. Husaren Regiment

Soldat

8 Taler 9 Sgr.
7 Pfg.

 


Heyerode

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Franz Marse

1. Westf. Infanterie Regiment

Füsilier

8 Taler 28 Sgr.
5 Pfg.

Joh. Petersein

3. Westf. Infanterie Regiment

Soldat

4 Taler 17 Sgr.
6 Pfg.

 


Hildebrandshausen

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Joh. Anhalt

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Michael Hagedorn

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Christoph Oberthür

nicht genannt

Grenadier

4 Taler 10 Sgr.
7 Pfg.

Balthasar Hohlbein

Füsilier Garde-Regiment

Sappeur

7 Taler 10 Sgr.
5 Pfg.

Joh. Rich. Diete

nicht genannt

Garde Chasseur

2 Taler 11 Sgr.
7 Pfg.

Heinrich Beck

8. Linien Infanterie Regiment

Soldat

3 Taler 27 Sgr.
11 Pfg.

 


Küllstedt

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Joseph Carl Müller

nicht genannt

Westfälischer Soldat

Witwe reklamiert 1832 für ihren vor 6 Jahren verstor-benen Mann
7 Taler 6 Groschen 1 Pfg.

Georg Orschel

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Konrad Pflüger

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Martin Emmel

nicht genannt

Füsilier

10 Taler 11 Pfg.

Heinrich Montag

8. Westf. Infanterie Regiment

Grenadier

4 Taler 10 Gr.
7 Pfg.

Martin Wehr

nicht genannt

nicht genannt

4 Taler 10 Gr.
7 Pfg.

Heinrich Gotthardt

nicht genannt

nicht genannt

Forderung zu spät eingereicht

Heinrich Sander

3. Westf. Linien Infanterie Regiment

Grenadier

4 Taler 10 Sgr.
7 Pfg.

 


Silberhausen

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Nikolaus Franke

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Andreas Reinhardt

nicht genannt

Grenadier

7 Taler 21 Sgr.
3 Pfg.

 


Struth

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Joh. Franz König

Husaren Regiment

nicht genannt

8 Taler 9 Sgr.
8 Pfg.

Michael Höppner

nicht genannt

Garde Füsilier

7 Taler 6 Pfg.

Christoph Richter

8. Westf. Infanterie Regiment

nicht genannt

3 Taler 8 Sgr.

Philipp Vondrau

2. Westf. Infanterie Regiment

Soldat

7 Taler 29 Sgr.
1 Pfg.

Martin Hahn

4. Westf. Chasseur Bat.

nicht genannt

5 Taler 23 Sgr.
1 Pfg.

 


Wachstedt

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Karl Eckardt

3. Westf. Infanterie Regiment

Füsilier

3 Taler 21 Sgr.
1 Pfg.

Heinrich Lerch

nicht genannt

nicht genannt

7 Taler 21 Sgr.
2 Pfg.

Michael Böhme

1. Westf. Infanterie Regiment

Grenadier

6 Taler 27 Sgr.
6 Pfg.

Michael Kalbhenn

2. Westf. Infanterie Regiment

Grenadier

8 Taler 8 Sgr.
2 Pfg.

Joh. Schollmeyer

nicht genannt

Voltigeur

8 Taler 19 Sgr.
7 Pfg.

Georg Boening

nicht genannt

Grenadier

4 Taler 10 Sgr.
7 Pfg.

Joh. Funke

nicht genannt

Chasseur

nicht genannt

Christoph Kalbhenn

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Daniel Stöcking

3. Westf. Infanterie Regiment

nicht genannt

5 Taler 6 Pfg.

Michael Kiep

3. Westf. Linien Infanterie Regiment

nicht genannt

6 Taler 12 Sgr.
2 Pfg.

Jakob Bierschenk
(* 01.1790 Wachstedt
† 01.02.1847 Wach-stedt)

4. Westf. Infanterie Regiment

nicht genannt

6 Taler 10 Sgr.
8 Pfg.

 


Wendehausen

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Joh. Grimm

nicht genannt

nicht genannt

7 Taler 1 Sgr.
5 Pfg.

Heinrich Montag

nicht genannt

Chasseur

6 Taler 5 Sgr.
5 Pfg.

Jos. Bendix

6. Westf. Infanterie Regiment

Füsilier

6 Taler 16 Sgr.

Jos. Fischer

1. Westf. Husaren Regiment

Soldat

9 Taler 4 Sgr.
8 Pfg.

 


Zella

Name

Regiment

Dienstgrad

Soldrestzahlung

Peter Rudolph

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Joseph Hillmann

nicht genannt

nicht genannt

nicht genannt

Joh. Höppner

1. Westf. Infanterie Regiment

Grenadier

5 Taler 6 Sgr.

Joh. Glanz (Ortsschulze)

nicht genannt

Ober-Kanonier

6 Taler 10 Sgr.
9 Pfg.

Anmerkung: Die vorgehende Aufstellung hat Liborius Goldmann bereits 1931 als Aufsatz
»Eichsfelder im Westfälischen Regiment«, in: Unser Eichsfeld 26 (1931), S. 24-28, veröffentlicht.

Aus der Gefangenschaft zurück:
Eichsfelder des Westfälischen Regiments
1814 bis 1815

In den Befreiungskriegen kehrten Soldaten öfters einzeln aus der Gefangenschaft in ihre Heimat zurück und stellten sich dann erneut ihrer Behörde. Wie viele Eichsfelder am Russlandfeldzug unter Napoleons Fahnen teilnahmen und wie viel von ihnen wieder zurückkehrten, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass kaum ein Zehntel der in Russland kämpfenden Soldaten ihre Heimat wieder gesehen haben. Nur von einigen Rückkehrern sind uns Nachrichten in den Akten der Altpreußischen Verwaltung erhalten geblieben (Staatsarchiv Magdeburg Rep. C 5 V H 31). 


Aus Russischer Gefangenschaft zurück

Name

Heimatort

Datum

Umstände der Rückkehr

Jacob Dreksler

Effelder

1. Juli 1814

Von Halberstadt nach Heiligenstadt geschickt, um ihre »Kantonverbindlichkeiten« (Militärpflicht) zu erfüllen.

August Reinecke

Salze (Nordhausen)

Heinrich Jahn

Germershausen (Duderstadt)

Aloysius Freund

Kreuzebra

21. Juli 1814

Gab vor 22 Jahre alt, in der Schlacht bei Leipzig als westfälischer Soldat gefangen und nach Graudenz geführt worden zu sein.

Andreas Kurze

Neuendorf

6. Juli 1814

Aus russischer Gefangenschaft zurück mit zwei Blessuren, deren eine am Fuße ihn dienstuntauglich machte. Wurde in seine Heimat entlassen

Johann Franz Nolte

Gieboldehausen

14. Sept. 1814

25 Jahre alt, auf dem Heerzug nach Moskau gefangen gewesen und danach bei der in Mittau errichteten Russisch-Deutschen Legion Dienste genommen. Dort am 27. August 1814 entlassen. »Er sei gesund und habe auch noch Lust zu dienen«. Bei der nächsten Rekrutenstellung sollte er mit ausgehoben und eingestellt werden.

Heinrich Klute

Breitenworbis

1. März 1815

Zurück aus russischer Gefangenschaft, Vater tot, Mutter 60 Jahre alt und zwei Brüder als »Stellvertreter« im Felde und immer noch nicht zurück. Blessuren am linken Fuß und »Brustschaden«. Bat um Befreiung.

Die Russisch-deutsche Legion war ein 1811 unter dem Oberst von Arentschild aus deutschen Soldaten gebildetes Truppenkorps von ungefähr 9000 Mann. Im Juni 1813 kam sie aus Russland nach den deutschen Kriegsschauplätzen. Am 6. Juli wurde sie von den Engländern, die bereits eine Englisch-deutsche Legion hatten, übernommen und focht mit der Nordarmee an der Niederelbe. Im März 1814 überschritt sie den Rhein und kämpfte in Flandern. 1815 wurde sie in das preußische Heer aufgenommen. - Noch ein anderer Eichsfelder hatte bei diesem Korps gedient. Als 1815 zu Duderstadt ein freiwilliges Jäger-Detachement gebildet wurde, meldete sich auch der 24jährige Musikus Friedrich Bornträger, der Sohn eines Leinewebers aus Ruhla, welcher als Hornist bei der Russisch-deutschen Legion den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht hatte.


Aus Französischer Gefangenschaft zurück

Name

Heimatort

Datum

Umstände der Rückkehr

Joh. Gottfried Spohn

beide aus Herreden

17. Apr. 1814

Waren als freiwillige Jäger beim Korps des Major von Hellwig engagiert, dann in französische Gefangenschaft geraten und gezwungen französische Kriegsdienste zu nehmen. Sind geflohen nach Lüttich in das Hauptquartier Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Schweden.

Heinrich Arnold

Friedrich Probst

Salza

17. April 1814

Ebenfalls als freiwilliger Jäger beim Korps des Major von Hellwig engagiert. Unweit von Brüssel in französische Gefangenschaft geraten.

Heinrich Teichmann

Liebenrode (Kanton Pützlingen)

23 Apr. 1814

Trainknecht vom 3. Bat. des 3. Pommerschen Landwehrregiments, war in französische Gefangenschaft jenseits Reims geraten

Anton Weber

Steinbach

4. Mai 1814

Zurück aus Frankreich. Stellte sich beim Landrat zu Duderstadt.

Franz Brodmann

Wingerode

6. Aug. 1814

Brodmann war eingestellt beim 2. Armeekorps. Nachdem er in Gotha mit 600 Mann einexerziert sei, sind sie über Koblenz nach Frankreich marschiert und er bei Sarlouis in Gefangenschaft geraten. Blessuren am Bein.

Lorenz Doelle

Schwobfeld

1. Juli 1815

Doelle wurde als »Deserteur« in Heiligenstadt vernommen. Er gab an, zuerst beim Ersatz-Bataillon Nr. 10 gestanden zu haben, dann aber zum 25. Linien-Inf.-Rgt gekommen zu sein. Am 15. Juni sei er beim Anfang der Schlacht von den Franzosen gefangen worden.

Christoph Henckel

Kirchgandern (Kreisamt Gerbershausen)

12. Aug. 1815

Henckel wurde ebenfalls als »Deserteur« vernommen. 31 Jahre alt, habe er beim 3. Elb-Landwehr-Inf.-Rgt gestanden. Am 18. Juni wurde er bei Brüssel des Mittags gegen 12 Uhr, als er für die Kompanie in einem Dorfe Brot holen wollte, von den Franzosen gefangen genommen

Johannes Fischer

beide aus Treffurt

16. Aug. 1815

Fischer (29 Jahre alt) und Große (25 Jahre alt) gaben bei der Vernehmung an, sie hätten seit der Errichtung des 3. Elb-Landwehr-Infant.-Reg. (Januar 1814) dort gedient und der Schlacht zwischen Brüssel und Charleroi am 16. Juni beigewohnt. Bei der Rettung des verwundeten Lieutenant Jahn (Friedrich Jahn aus Treffurt, 27 Jahre, war Sekretär des Kanton-Maire in Uder, vordem Kammerschreiber auf dem Amte Bischoffstein) wurden sie von den Franzosen gefangen genommen.

Johannes Große

Daniel Rosenstock

(Pers.-Beschr.: Alter 32 Jahr, Größe 5 Fuß 4 Zoll, Haare blond, Augen blau, Stirn rund, Nase spitz, Mund ordinär, Kinn rund, Gesichtsfarbe blaß, Statur mittelmäßig, Kennzeichen: er trägt blauen Oberrock, weiße Hose, Schuhe und graue Gamaschen, weißgestreiftes Halstuch und runden Hut)

Ershausen

28. Febr. 1816

Rosenstock (23 Jahre, verschrieben? 32 Jahre alt?) und Waldmann (23 Jahre alt) wurden der Desertion verdächtigt und gaben an, im Februar 1814 in das Ersatz-Bataillon Nr. 7 eingestellt, hierauf aber bei Jülich an das 27. Regiment abgegeben zu sein. Sie hätten der Schlacht vom 16. und 18. Juni 1815 beigewohnt und seien in Gefangenschaft geraten. Dann wieder in Freiheit gekommen, hätten sie sich, weil sie ihr Regiment nicht haben wieder finden können, in Brabant aufgehalten und wegen ihrer kränklichen Umstände erst vor kurzem zurückkehren können. Wurden vom Landesdirektor Gebel an das General-Kommando nach Berlin gesandt »unter sicherer Eskorte und mit einem Signalement, weil sich die beiden Soldaten über ihre Abwesenheit vom Regiment nicht gehörig ausweisen konnten«.

Michael Waldmann

Martinfeld

Anmerkung: Ausführlich berichtet Johannes Müller in seinem Aufsatz »Aus Gefangenschaft zurück, 1814-15«,
in: Unser Eichsfeld 11 (1916), S. 113-119, über die oben genannten Heimkehrer.

Eichsfelder, 1814,
aus fremdem Kriegsdienst zurück

Einige noch im Magdeburger Staatsarchiv aufbewahrte Akten (C 5 V H 32) berichten über Eichsfelder, die zum 1. und 2. Husarenregiment eingezogen wurden. Sie machten zunächst den Feldzug auf französischer Seite mit, gingen dann bei Operationen gegen die böhmische Armee bei Reichenberg zu den Österreichern über, auf deren Seite sie beim Feldzug gegen Frankreich kämpften. Als die Österreicher ihre Armee auf Friedensfuß setzten, wurden die in der nachfolgenden Liste genannten 31 Eichsfelder bei Konstanz in ihre Heimat entlassen.


Aus fremdem Kriegsdienst zurück

Name

Heimatort

Wilhelm Husenbett

Glasehausen

Joseph Stitz

Geisleden

Joseph Vogt

Küllstedt

Georg Mock

Effelder

Johann Michael Fritschler

Eigenrieden

Joseph Fischer

Wendehausen

Dietrich Gros

Falken

Christoph Drell

Falken

Valentin Stephan

Niederorla

Martin Backhaus

Uder

Johannes Backhaus

Uder

Valentin Krebs

Rohrberg

Friedrich Nolte

Mengelrode

Joseph Mietmüller

Birkenfelde

Johann Stietz

Andreas Taubel

Bernard Sandrock

Johann Merker

Bornhagen

Wilhelm Spies

Johann Wendemuth

Wahlhausen

Caspar Goebel

Mackenrode

Anton Dette

Dingelstädt

Caspar Deschner

Zella

Joachim Ferner

Helmsdorf

Lorenz Strecker

Nicolaus Gothe

Krombach

Adam Pudenz

Wilbich

Michael Kustner

Geismar

Anton Stolze

Döringsdorf

Andreas Pflug

Kaisershagen

Johann Heinrich Christoph Urbach

Horsmar

Quelle: W. Stietzel: Eichsfelder, 1814 aus fremdem Kriegsdienst in die Heimat zurück.
In: Unser Eichsfeld 21 (1926), S. 63-65.

Eichsfelder im Lazarett
zu Aachen 1815

Am 6. August 1815 wurde dem Landesdirektor Gebel in Heiligenstadt ein Verzeichnis der im Lazarett zu Aachen befindlichen Personen aus dem III. Departement zugestellt:


Lazarett Marienthal zu Aachen

Name

Alter

Heimatort

Regiment

Krankheit

Ernst Doehler

17 Jahre

Nordhausen

Jäger beim Leib-Inf.-Rgt. - ¼ Jahr im Dienst

Febris ast.

Joh. Degenhorst

44 Jahre

Wendehausen (Heiligenstadt)

Gem., 2. Komp., 27. Linien-Inf.-Rgt. – 3 Jahre im Dienst

Brustbeschwerden

Wilhelm Schweißhelm

24 Jahre

Effelder (Heiligenstadt)

Gem., 3. Komp., 25. Linien-Inf.-Rgt. – 3 Jahre im Dienst

Fieber

Christoph Buch

22 Jahre

Küllstatt (Küllstedt?)

Gem., 8. Komp., 31. Linien-Inf.-Rgt. – 1 ½ Jahre im Dienst

Ophtalm.

Georg Bikefeld

21 Jahre

Mitteldorf (Hohensteinschen)

Gem., 1. Komp., 27. Linien-Inf.-Rgt. – 1 ½ Jahre im Dienst

Verwundet

Leopold Scholmer

24 Jahre

Beberstedt

Gem., 27. Linien-Inf.-Rgt. – 1 ½ Jahre im Dienst

Verwundet

Christoph Genzel

22 ½ Jahre

Mühlhausen

Gem., 3. Komp., 27. Linien-Inf.-Rgt. – 1 ¾ Jahre im Dienst

Blutsturz

Ernst Haase

33 Jahre

Rengelrode

Gem., 3. Komp., 3. Elb-Landwehr-Inf.-Rgt.

Verwundet

Volkmann Baumgart

19 Jahre

Immerode

Gem., 11. Komp., 25. Linien-Inf.-Rgt. – 1 ½ Jahre im Dienst

Verwundet

Bernhard Anton

20 Jahre

Bernrode (Neubleicherode)

Hornist, 11. Komp., 2. Linien-Inf.-Rgt. – 2 Jahre im Dienst

Verwundet

 


Lazarett Prinzenhoff zu Aachen

Name

Alter

Heimatort

Regiment

Krankheit

Anton Otto

19 Jahre

Eichsfeld

Gem., 3. Komp., 22. Linien-Inf.-Rgt.

Alter Schaden

Joh. Friedrich Kranich

Nicht genannt

Albern (Nordhausen)

Gem., 3. Komp., 27. Linien-Inf.-Rgt

Krätze

Quelle: Akten des Staatsarchivs Magdeburg. Die Liste der »Eichfelder im Lazarett zu Aachen 1815«
wurde von Johannes Müller, in: Unser Eichsfeld 14 (1919),
S. 64, zuerst veröffentlicht.

Stand: November 2009
 Klaus Gottsleben
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